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Wednesday, October 14, 2015

Scarred for Life / December 2006



SOURCE



Interview – MOONSORROW zum Album “Viides Luku – Hävietty” (Scarred For Life, Dezember 2006)

Das Ende ist nahe!


MOONSORROW sollten den SCARRED FOR LIFE-Lesern mittlerweile keine Unbekannten mehr sein. Die Band hat nun mit “Viides Luku – Hävietty” ein starkes fünftes Album am Start, welches durch Innovation und Kreativität eine ganz eigene Atmosphäre erschafft. Grund genug, Bassist und Frontman Ville Sorvali einmal auf den Zahn zu fühlen, welche Substanzen man braucht um solch ein düsteres Album zu komponieren. Und warum die Gefahr besteht, dass MOONSORROW bald Alben ohne Songs veröffentlichen.

Bitte erklärt das Konzept hinter eurem neuen Albums “Viides Luku – Hävietty”. Was bedeutet der Titel und was besingt ihr auf den ganzen zwei Tracks des Albums?
“Hävietty” bedeutet übersetzt “verwüstet” und steht für das Weltende. Die Texte sind Visionen des Endes, aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Der erste Song “Varjojen virta” handelt von der äußersten Verzweiflung eines Individuums durch die endlose Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Song betont, wie wir uns alle langsam aber sicher dem Tode nähern.
“Tuleen ajettu maa”, der zweite Song spricht das Konzept auf einer universellen Ebene an. Er erklärt, wie der religiöse Krieg uns sehr direkt Richtung Weltende leitet. Jäästä syntynyt”, das Intro des Albums beschreibt, wie eine neue Welt aus dem Tode einer alten geboren wird. So wird hier ein geschlossener Kreis geformt.
Warum ist euer Weltbild denn eigentlich so pessimistisch? Eure Texte scheinen alles, nur nicht im Entferntesten positiv zu sein.
Wenn du dich einmal umguckst, dann kannst du wahrscheinlich nichts großartig Optimistisches in der Welt erkennen. Natürlich habe ich auch positive Gefühle in mir, aber MOONSORROW waren niemals eine Band, die über Glücklichsein und Blumen singt. Also neige ich auch nicht dazu, über so etwas zu schreiben. Ich wollte meinen Standpunkt über den momentanen Zustand der Welt teilen, weil dieser mich aufregt und sehr traurig macht. We live in fucked up times, friend.
Man kann eine spezielle Tendenz auf euren Alben erkennen: Das letzte – “Verisäkeet” – hatte noch gerade so fünf Songs, das Aktuelle nur noch zwei. Wenn ich diesen Gedanken weiterspinne, wird euer folgendes Album nur noch einen Track haben und die Platte danach keinen einzigen … Erschreckend!
Das hast du genau richtig erkannt. Wir sind uns klar darüber, dass, wenn wir ein Album mit nur einem Song veröffentlichen, dieses unser letztes sein wird. Ich weiß aber nicht, ob wir dafür schon bereit sind. Also keine Angst! Das nächste Album wird – ich zitiere Monty Python – “something completely different” werden. Auch wenn wir bis jetzt gar nicht wissen, wie es eigentlich sein wird. Die Tendenzen der letzten Alben waren aber rein zufällig.
Auf dem zweiten Song “Tuleen ajetta maa” habe ich viele interessante und ungewöhnliche Instrumente erkennen können, wie beispielsweise Digeridoos und eine Art Voodoogesang. Das ist ziemlich ungewöhnlich, aber sehr innovativ. Vor allem für eine Band, die ja eigentlich als Black Metal-Band charakterisiert wird. Wie seid ihr darauf gekommen?
Wir wollten niemals zu irgendwelchen konkreten Genres passen und haben schon seit unseren Anfängen verschiedene Elemente aus allen möglichen Stilen gemischt. Das ist alles ein Ergebnis unseres persönlichen musikalischen Werdeganges. Wir wollen nicht in Schubladen gepackt werden und unsere Musik braucht das auch gar nicht. Ohnehin sollten da auf dem Album auch gar keine Digeridoos zu hören sein (Ups! Anm. d. Verf.). Wenn da irgendetwas sein sollte, das danach klingt, dann ist das aus Mitjas (Harvilahti – Leadgitarre, Anm. d. Verf.) Mist gewachsen.. Der ist auch verantwortlich für die Schamanenchöre.
Wie schreibt Ihr eure Songs? Müsst ihr in einer bestimmten Stimmung dafür sein, solch düsteres, depressives Zeug zu schreiben? Oder nutzt ihr gar bestimmte Zusatzstoffe wie Drogen oder harsche Fernsehnachrichten? Oder schreibt ihr das einfach an einem wunderschönen sonnigen Nachmittag im Park?
Wenn überhaupt, dann am sonnigen Parknachmittag. Wir brauchen uns nicht von irgendwelchen äußerlichen Quellen „inspirieren“ lassen. Die Inspiration kommt von innen und kann zu jeder Tageszeit passieren. Nachrichten können einen aber natürlich auch beeinflussen und dabei helfen, die Gedanken zu sammeln.
Travis Smith (von Semipieces, Anm. d. Verf.). Er hat tolle Arbeit für Bands wie KATATONIA und AMORPHIS geleistet. Also haben wir beschlossen, ihn einmal an unser Konzept zu lassen. Meiner Meinung nach ist das Cover großartig geworden und noch wesentlich besser als alles, was ich mir vorgestellt habe, geworden. Hails to Travis!
Thomas Väänänen von THYRFING hat euer Album veredelt mit Gast-Vocals auf beiden Tracks. Wie ist es dazu gekommen und was bringt uns das, wenn man es eigentlich gar nicht heraushören kann?
Das ist eine dieser „Da schließt sich der Kreis“-Situationen. Thomas war anfangs einer meiner Haupteinflüsse, und ich wollte eigentlich, dass er schon bei „Verisäkeet“ dabei ist, aber unser beider Terminkalender ließ das nicht zu. Und auch wenn er schon seit Jahren ein guter Freund von mir ist – und nebenbei auch ein MOONSORROW-Fan – war es trotzdem eine große Ehre, ihm im Studio zu haben. Du hast ihn wahrscheinlich nicht erkannt, weil seine Stimme meiner recht ähnlich ist – Was wir später auch realisiert haben. Das ist doch einmal ein Zufall, oder?! Er hat zwei Strophen beim ersten Song gemacht, eine beim zweiten und hier und da ein paar Background Vocals.
Was ist dein Eindruck der aktuellen immer größer werdenden Black und Viking Metal-Szene?
Ach, ich habe die Szene seit Jahren schon nicht mehr richtig verfolgt. Der kleine Fanboy ist zwar immer noch in mir, aber ich bin nicht mehr so aufgeregt über neue Sachen wie früher. Ich finde aber, dass das wirklich Interessante das ideologische Element in der sich ausbreitenden Szene ist. Die Leute beginnen, ihre Wurzeln zu entdecken und allmählich dieses oberflächliche, materialistische und feindlich gestimmte Umfeld, welches wir die „moderne Welt“ nennen dürfen, aufzugeben. Die Musik ist zwar nicht automatisch gut, aber diese Einstellung ist das, was meine vorbehaltslose Unterstützung bekommt.
Ich bedanke mich für dieses Interview. Gibt es da noch irgendetwas, was Ihr den SCARRED FOR LIFE-Lesern mitteilen wollt?
Vielen Dank für das Interview und ein schönes neues Jahr!
Nett! Das wünsch ich euch doch auch.
Arndt Aldenhoven
Veröffentlicht auf scarred-for-life.de, Dezember 2006

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