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Wednesday, October 14, 2015

Metal Inside / December 2006



SOURCE

Interview:
2006-12-27 Moonsorrow

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Auch wenn die Finnen MOONSORROW bisher stets fantastische Alben veröffentlicht haben, übertreffen sie sich mit ihrem neuen Werk "Viides Luku - Hävitetti" noch einmal selbst und präsentieren die neue Referenz des Viking / Pagan Metal - Genres. Mit diesem Oberhammer in der Hinterhand sitzen Sänger / Bassist Ville Sorvali und Drummer Marko Tarvonen ganz entspannt im ehrwürdigen "Ballroom" zu Hamburg und lassen allerlei kritische Fragen über sich ergehen… InterviewWieso seid Ihr denn mit dem neuen Album so schnell fertig geworden?


Ville: Schnell? Na ja, "Verisäkeet" wurde Anfang 2005 veröffentlicht, und das neue Album Anfang 2007. Wir sind in dieser Zeit nicht so viel getourt wie die meisten anderen Bands, daher hatten wir mehr Zeit, neue Songs zu schreiben. Erst jetzt kommen wir dazu, ein wenig zu touren, und wir hatten dieses Jahr erst unsere erste Europatour.



Warum erst so spät? Immerhin gibt es die Band bereits seit 1995.


Ville: Vielleicht liegt es daran, dass wir in der Vergangenheit so viele schlechte Angebote für Touren bekamen. Wir kennen sehr viele Bands aus der Helsinkier Szene und so weiter, und es ist so, dass wir sehr viel von ihnen gelernt haben. Diese Bands haben Fehler gemacht und setzen sich heute dafür ein, dass jüngere Bands diese Fehler nicht wiederholen.



Marko: Das stimmt! Wir lernen von den Alten!



Ville: Sie haben diese Touren durchgezogen, mussten alles selbst bezahlen und hatten üble Konditionen. Wir haben uns das zu Herzen genommen und entschieden, nicht so zu handeln. Es ist eine gute Szene, wir halten mehr oder weniger alle zusammen. Die Älteren geben den Jüngeren Ratschläge!



Marko: Das war für uns deswegen eine ganz klare Entscheidung.



Aber jetzt seid Ihr ja die Älteren!


Ville: Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, dass es auch jüngere Bands gibt, die aus unseren Fehlern lernen und so was vermeiden.



Marko: Es soll sich aber nicht so anhören, dass jeder nur Fehler macht, weil auch wir gute Entscheidungen treffen, etc.. Das ist die andere Seite.



Auf Eurem wieder veröffentlichten Debüt "Suden Uni" sind acht Songs zu hören, auf "Voimasta Ja Kunniasta" und "Kivenkantaja" jeweils sechs Songs, auf "Verisäkeet" vier Stücke und auf "V:Hävitetty" nur zwei Stücke. Wird es dann auf dem nächsten Album nur noch einen Song geben? Ist das also ein Muster?


Ville: Nein, darin steckt kein Schema! Es ist einfach so passiert, dass das Album weniger Songs hat als die letzten. Wir verfolgen da echt keinen bestimmten Weg.



Ja, aber dann fragt man sich, wie bei Euch das Songwriting funktioniert. Jedes der zwei neuen Stücke könnte auch in mehrere Songs unterteilt werden.


Ville: Ja, aber es könnte auch nur ein einziger Song sein, haha!



Marko: Das Songwriting bei uns kann so aussehen, dass wir zuerst das Ende eines Stückes schreiben, nicht den Anfang. Beim ersten Song auf dem neuen Album etwa stand das Ende zuerst, und dann erst folgten die anderen Parts. Wir arbeiten nicht nach dem Schema, dass wir zuerst das Intro schreiben, dann die Verse, dann den Chorus… wir wollten mit der üblichen Songstruktur, wie es sie etwa in der Popmusik gibt, brechen.



Ville: Ja dieses "ABABABCAB" - Ding!



Marko: Sowas haben wir aber noch nie gemacht! Irgendwie sind diese neuen Stücke am Ende so lang heraus gekommen, aber das war nicht unsere Absicht. Wir wollten nicht bewusst so lange Songs haben. Unser Hauptsongwriter Henri (- Sorvali - Gitarrist und Keyboarder und nebenbei Ville´s Cousin) sagt immer: "Ein Song ist fertig, wenn er fertig ist!". Es gibt wirklich keinen expliziten Grund, warum die Stücke so lang sind.



Ville: Wir sagen das in jedem Interview, wenn wir danach gefragt werden. Wenn wir zum Beispiel acht Minuten an Material haben, aber denken, dass noch irgendetwas fehlt, dann schreiben wir einfach weiter. In diesem Fall hatten wir zwanzig Minuten, aber es fehlte immer noch was. Darum haben wir noch weiter gemacht, so lange, bis alles fertig war.



Das Problem dabei kann nur werden, dass die Stücke vielen Leuten einfach zu lang sind, das war etwa beim letztjährigen "Metal Bash" der Fall, nach dem Motto: "Ey, geile Band, aber viel zu lange Songs und so langweilig…!"


Ville: Hahaha! Dann ist es aber keine Musik für diese Leute, sorry!



Marko: Wir nehmen dieses Risiko gerne in Kauf, aber zuerst einmal machen wir diese Musik für uns selbst, nicht für die Fans. Natürlich schon für die Fans, aber erstmal müssen wir selbst zufrieden sein. Das bedeutet ja nicht, dass wir nicht an unsere Fans denken, aber wenn sie nicht bereit sind für 30 Minuten lange Songs, dann ist es deren Problem!



Ville: Dann müssen sie einfach andere Alben hören! Ich bin selbst etwas verärgert, wenn ich mir die typischen Musikhörer heutzutage anschaue; sie sind kaum noch in der Lage, sich für vier Minuten zu konzentrieren. Wir möchten die Leute, die die Welt für die einen längeren Moment loslassen können, gerne belohnen. Sei es für fünf Minuten, 20 Minuten oder eine Stunde. Es ist wie mit diesen Kaffeebechern aus Plastik, aus denen man trinkt und sie dann wegwirft. Genau diese Welt meinen wir!



Marko: Einmalprodukte, Fastfood! Sowas wollen wir nicht in unserer Musik haben, sondern dass sich die Hörer immer und immer wieder auf die Songs einlassen, seien es unsere älteren oder neueren Stücke.



Ville: Es ist für den Hörer auch viel aufregender, kein "Easy Listening" zu haben. Man muss unserer Musik Zeit geben, sie wieder und wieder hören, und jedes Mal wird man auf neue Themen aufmerksam, weil es einfach sehr viele Ebenen gibt.



Wie sieht es denn dann umgekehrt mit kommerziellen Aspekten aus?


Ville: Wir kennen dieses Wort überhaupt nicht, hahaha! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir als Band jemals daran gedacht hätten, kommerziell zu werden.



Das Wort klingt erstmal scheiße, aber es geht ja im Endeffekt darum, dass Ihr Platten verkauft.


Ville: Ich bin wirklich glücklich damit, dass wir mit unserem kompromisslosen Stil, den wir schon immer hatten, dort hingekommen sind, wo wir jetzt stehen. Wir haben nie darauf geachtet, möglichst viele Platten zu verkaufen, sondern einfach nur unsere Musik gemacht. Trotz unserer zunehmenden Komplexität bin ich froh, dass es bisher so gut geklappt hat.



Marko: Wir sind auch sehr glücklich damit, dass unsere Plattenfirma versteht, was wir da tun und uns bei unserer Sache unterstützt und respektiert. Das klappt alles sehr gut.



Aber wie wollt Ihr diese Stücke live umsetzen?


Ville: Wir haben vor, sie live zu spielen, aber immer nur eins pro Gig, haha! Keine Ahnung, wir haben das bislang noch nicht versucht.



Marko: Einen Song von dem neuen Album müssen wir in Zukunft live spielen, aber wir werden ihn ein wenig kürzen. Es werden dann aber immer noch ca. 20 Minuten sein. Immerhin müssen wir auch noch die alten Songs spielen. Bei einem Gig haben wir 60 oder 70 Minuten, wenn es gut geht, und da müssen wir einfach Kompromisse machen. Normal bräuchten wir bei jeder Gelegenheit zwei Abende, an denen wir spielen; an einem Abend die neuen Stücke, am anderen die älteren. Aber wir sind leider noch keine so große Band, haha!



Wovon handeln die Stücke denn genau, also die Texte und die tiefere Bedeutung?


Ville: Hui, die tiefere Bedeutung… also ich schreibe die Texte… und das Album ist eher traurig, es handelt vom Untergang des Menschen und der Welt, also diesem Zeug. Wie detailliert soll ich denn werden?



Es hieß auch irgendwann mal, die Texte seien gegen Bush?!


Ville: Sie sind nicht gegen Bush, aber es gibt ein paar Andeutungen, die sich auf die heutige Welt übertragen lassen. An ein paar Stellen können die Leute es politisch sehen, wenn sie es so wollen.



Ihr habt auch gesagt, dass Englisch eine schöne Sprache sei. Wieso schreibt Ihr die Texte dann nicht in Englisch, damit sie mehr Leuten zugänglich sind?


Ville: Nun, ganz einfach, weil Finnisch eine noch viel schönere Sprache ist, hahaha! Auf Finnisch kann ich ausdrücken, was immer ich möchte und alles sagen. Was ich meine, kann ich auf Englisch natürlich schwerer umsetzen. Es wird aber englische Übersetzungen der Texte im Booklet geben, ich habe etwa einen Monat lang daran gearbeitet.



Auffällig ist auch, dass der erste Song von "V: Hävitetty" noch mal in zwei Teile aufgespalten wurde. Warum das?


Ville: Das war auch eine textliche Entscheidung. Es ist zwar immer noch derselbe Song, aber die Texte im Intro erzählen eine ganz andere Story als der Rest. Das Intro ist der skandinavischen Mythologie entliehen und der Entstehung der Welt. Der zweite Teil mündet in das Ende der Welt, und alles beginnt wieder von vorne. Dann muss man den Song wieder auf Anfang stellen…



Marko: … ja, weil er so geil ist, hahaha!



Ville: Wenn die alte Welt zu Ende ist, wird eine neue Welt entstehen. Das ist eher mythologischer Kram.



Die Texte und der Inhalt des Albums sind also sehr düster. Aber wenn man Euch so sieht, dann macht Ihr nicht den Eindruck, als seiet Ihr depressive Typen, sondern eher lustig drauf!


Ville: Haha, ja, sehr lustige Typen! Jeder Mensch auf der Welt hat eine positive und eine negative Seite. Es kann sein, dass uns die Musik dazu dient, die negativen Gefühle auszudrücken. Was mich betrifft, ich muss diese Gedanken nicht mehr in meinem normalen Alltag ausleben. Die ganzen schlechten Dinge kann ich durch die Musik transportieren.



Marko: Und dadurch können wir die Freuden des Lebens viel besser genießen.



Ville: In den nächsten Jahren kann ich mir auch nichts anderes vorstellen, als Musik zu machen!



Aber Eure Musik könnte auch "fröhlicher" werden, denn selbst die Viking Metal - Szene ist ja in zwei Lager gespalten: die eher "happy" aufspielenden Bands wie KORPIKLAANI oder FINNTROLL und die eher epischen, düsteren Vertreter wie Ihr, ENSLAVED oder die alten BATHORY…


Marko: Wir sind nicht lustig, nicht mal im Ansatz! Wir hatten ein paar dieser "fröhlichen" Parts in der Vergangenheit, aber wir bewegen uns davon weg. Dieser Folk Metal ist bei uns kaum noch vorhanden und auch auf dem neuen Album kaum noch zu hören. Ein paar dieser Melodien sind zwar noch vorhanden, aber sie stammen mehr aus der melancholischeren Folklore. Die finnische Folklore ist in zwei oder drei Arten unterteilt. Zum einen ist da der skandinavische Einfluss aus Schweden, Norwegen, etc. und zum anderen der Einfluss aus Russland und den slawischen Gebieten. Es ist ein Mix aus beidem, aber auf dem neuen Album verarbeiten wir eher diese… ich hasse das Wort "slawisch"…



Ville: Haha!



Marko:Ja, aber das trifft es am besten. Wahrscheinlich kommen unsere Folk - Melodien daher. Finnland war ganz früher geteilt, und wir gehörten zu verschiedenen anderen Ländern, wie Schweden oder davor Russland. Aber mittlerweile sind wir unabhängig, und diese musikalischen Einflüsse sind Schatten aus der Vergangenheit, haha!



Ville: Wenn Du über "fröhliche" Musik sprichst, dann musst Du auch bedenken, dass das eine nicht gerade gewöhnliche Sache war, als wir damals anfingen. Wir mochten es aber einfach, diese Folk - Melodien in unserer Musik zu haben. Nur ein paar Jahre, nachdem wir damit begonnen hatten, fingen zig Bands an, diese Musik zu spielen. Wir haben jetzt schon alles in dieser Richtung gehört und wollen nun etwas anderes machen. Ich sage ja gar nicht, dass wir durch unser Ding populärer geworden sind, ich sage nur, dass wir uns von der anderen Richtung wegbewegen möchten. Das wurde einfach zu langweilig!



Man kann auf dem Album sogar orchestrale Parts hören. Hattet Ihr denn ein Orchester zur Verfügung?!


Ville: Nein, wir haben ein Ein - Mann - Orchester!



Marko: Henri ist einfach sehr gut, was solche Orchestrierungen betrifft, auch Arrangements und alles mit dem Keyboard kann er hervorragend! Er hat ein eigenes Homestudio, in dem Ville und ich öfter vorbeischauen um zu hören, was er hat. Alles, was wir anderen ausarbeiten, geht durch seinen Filter, und er entscheidet, was am Ende in welcher Form genommen wird.



Ville: Wir haben nicht mal einen Rehearsal - Room. Er schreibt das meiste, und wenn er etwas hat, das seiner Meinung nach fertig ist, dann schickt er es uns per E-Mail. Wir hören es uns dann an und machen Verbesserungsvorschläge. Dann geht es so weiter.



Marko: Und alleine wegen Henri werden wir auch immer wieder mit FINNTROLL verglichen, weil er dort auch spielt. Das ist echt eine Sache, die ich nicht verstehe!! Definitiv nicht!!!



Hey, aber das wäre doch vielleicht eine Option für die Zukunft - ein Album, mit einem Orchester aufgenommen…


Ville und Marko: Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein! So viel Geld haben wir nicht, und so was wollen wir auch gar nicht machen!



Ville: Wir sind in erster Linie eine Rockband und sehen die Dinge viel erdiger. Wir klingen vielleicht manchmal bombastisch, wir arbeiten auch darauf hin. Aber wir wollen bodenständig bleiben und möglichst viel ohne Orchester, etc. durchziehen.



Ihr seid ja auch nächstes Jahr für das "Wacken Open Air" bestätigt. Ward Ihr schon mal dort? Es ist immerhin das größte Metal - Festival der Welt…


Marko: Nee, noch nicht! Wir sollten schon seit vielen Jahren dort spielen, aber es hat nie geklappt. Ich weiß auch gar nicht, warum das so lange gedauert hat, aber sie haben ihre Gründe, wir haben unsere. Jetzt ist es aber endlich soweit!



Ville: Der Hauptgrund, warum es nicht eher geklappt hat, ist der, den wir schon vorhin besprochen haben. Wir haben aus den Fehlern anderer Bands gelernt, die dort ungünstige Konditionen hatten und alles selbst tragen mussten. Jetzt freuen wir uns aber, da auftreten zu können, und es wird sicher ein sehr cooler Event werden! Unser größtes Festival war bisher das "Party.San".



Marko: Es ist definitiv eine riesige Chance für uns!

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