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Sunday, December 11, 2011

Medicine Metal / February 2011

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21.02.2011

Moonsorrow - Erlebe das Leben

geschrieben am 21. Februar 2011 Uhr von Jacqueline Dittkwoski in der Kategorie Interviews

1995 war es soweit, die finnische Pagan Band MOONSORROW wurde geboren. Angetrieben von der Idee finnische Folklore mit Metal zu vereinigen, beschlossen Henri Sorvali und Ville Sorvali gemeinsam die Band MOONSORROW zu gründen. Heute, 2011, besteht die Band aus Marko (drums) - Markus (keys) - Ville (vox, bass) - Henri (git, keys) - Mitja (git). Nach dem Review zu der CD „Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa“ stehen uns die Jungs in einem Interview Rede und Antwort und gewähren uns einen Blick hinter die Kulissen.

Was bedeutet der Titel eures neuen Albums „Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa“ und welche Story steckt dahinter?

Es bedeutet „Als Schatten gehen wir durch das Land der Toten“ und es ist unsere nach-apokalyptische Ansicht der Erde. Nur eine handvoll Leute hat überlebt, nun suchen sie nach einem Leben und einer Zukunft, nachdem die Menschheit die Erde eigentlich zerstört hat.
Das neue Album ist ein Album mit vielen Ideen und ziemlich filmreif.

Das neue Cover ist ziemlich einfach gehalten, hattet ihr andere Covers von denen ihr euch eins ausgesucht habt? Und wenn ja, warum habt ihr genau dieses genommen?

Wir wollten ein einfaches Design wie dieses. Die Typen die durch das öde Land ziehen hängen stark mit der Story des Albums zusammen.
Es ist wie eine Eröffnungsszene in einem Film, erst wenn du das Booklet öffnest macht es mehr Sinn, denn dort findet man die Bilder die die Geschichte erzählen.

Meiner Meinung nach ist „Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa“ euer vorerst dunkelstes Album, was meint ihr dazu?

Auf jeden Fall! Obwohl es nicht so eindrucksvoll wie V: Hävitetty ist, klingt es härter und brutaler und auf es hat jede Menge dunkler Elemente in sich.
Aber es gibt auch auftreibende und melodiöse Teile in der Musik, die wir immer haben. Wenn du versuchst die melancholischste Musik zu machen brauchst du auch gewisse Kontraste innerhalb der Musik.

Welcher Song gefällt euch am besten, und warum?

Ich denke entweder der erste Song Tähdetön oder der letzte Kuolleiden Maa. Beide haben ein schweres und „crushendes“ Feeling intus. Das ist etwas was wir noch nie gemacht haben! Wir sind echt stolz darauf was aus dem Album geworden ist, also gibt es absolut nichts zu bemängeln!

Es scheint als hattet ihr nun viele verschiedene Dinge mit einfließen lassen, ohne zu befürchten, dass es zu experimentell wirken könnte. Vor allem der orientalische Sound bringt starke mystische und dunkle Elemente mit ein. Was war eure Absicht dahinter?

In jedem Album haben wir neue Elemente in unseren Stil einfließen lassen und mit eben diesem wussten wir dass wir eine Vielzahl an Möglichkeiten haben würden, deswegen sind die Lieder auf dem Album auch ziemlich unterschiedlich.
Trotzdem war es schwierig das zu vermischen. Wir haben jede Menge Zeit damit verbracht das perfekte Gleichgewicht der Instrumente zu finden. Oft haben die akustischen und die elektrischen Instrumente mit einander um die Hauptmelodie gekämpft, sodass wir uns entscheiden mussten was uns wichtiger war. Zum Glück hatten wir genug Zeit für das Mixing im Studio parat gehabt!

MOONSORROW gibt es jetzt schon seit 16 Jahren – denkt ihr, dass ihr immer noch für die gleichen Werte steht wie in den 90ern? Meint ihr, dass eure Musik auch etwas verändern konnte?

Das ist eine gute Frage! Wir sind bei unseren alten Werten geblieben, aber in diesen 16 Jahren sind aus Teenagern eben Erwachsene geworden, obwohl wir uns wohl nicht immer so verhalten…
Als Teenager haben wir die Welt einfach in „schwarz und weiß“ gesehen, aber beim erwachsenwerden denkst du auch über andere Seiten des Lebens nach und hast einen besseren Überblick.
Engstirnigkeit ist nie eine gute Sache, egal ob im Leben, in der Religion oder sogar in der Musik.
Wenn man unsere Texte liest, und die von Hävitetty mit unserem Demo Tämä Ikuinen Talvi vergleicht kann man sofort sehen was ich meine.
Abstraktes Denken ist einfach etwas, das mit dem älterwerden zusammenhängt, was aber nicht heißt, dass sich die Werte und Überzeugungen ändern.

Mal zu was anderem: Gab es jemals eine Zeit in der es so schwer war, dass ihr darüber nachgedacht habt mit der Musik aufzuhören?

Nein, niemals!
Es gab Zeiten in denen es echt schwierig war in der Band klarzukommen, aber warum dann gleich aufhören?
Musik IST die Kraft, die mir geholfen hat aus schweren Zeiten rauszukommen und ich glaube nicht, dass es etwas anderes gibt das mich so beruhigt oder so glücklich macht wie mit meinen Freunden Metal zu spielen!

Meinst du Finnland ist die Metal-Metropole schlechthin?

Im Moment scheint es wirklich so zu sein. Es gibt einfach viele gute Bands in Finnland! Viele von ihnen bekommen nicht mal einen Tag im Tonstudio weil es einfach zu viele sind, das ist einfach verrückt!
Ich denke, dass einige von ihnen in anderen Ländern echt was Großes werden könnten. Hier in Finnland haben wir super Möglichkeiten in Musik geschult zu werden und genau das hat der finnischen „Young Generation“ geholfen umso besser zu werden!

Meinst du es gibt Schicksal?

Nein, eigentlich nicht. Es gibt ein paar Dinge im Leben von denen man denken könnte sie wären vorherbestimmt, aber ich denke, dass man seinen Weg zufälligerweise wählt. Aber man kann ja nie wissen.

Mal eine klassische Frage: Habt ihr Ratschläge für junge Musiker?

Findet eure eigene Musik, egal in welchem Instrument. Wenn ihr Musik macht, könnt ihr ruhig eure Lieblingsband imitieren oder Elemente anderer Bands kombinieren, aber ihr müsst euren EIGENEN Sound finden, der der eure Band einzigartig macht!
Ihr müsst sehr kritisch mit euch sein und stets euren eigenen Weg gehen und wenn ihr merkt, dass irgendwas falsch läuft, dann müsst ihr herausfinden was – und es einfach besser machen!
Üben ist sehr wichtig, genau wie Bildung. Weiterbildung in der Musik ist total interessant und gibt euch ein besseres Verständnis von Musik und nebenbei auch einige Tipps wie ihr wirklich kreative und einzigartige Musik machen könnt.
Und vergesst nicht mehrere Musikstile zu hören! Die sind nämlich die wahre Quelle der Inspiration für wirklich unnachahmbare, einmalige Musik!

Mitja, nun unsere letzte Frage: Was ist der Sinn des Lebens?

Der Sinn des Lebens ist einen dauernd mit dieser Frage zu beschäftigen bis man stirbt und es immernoch nicht weiß.
Während du darüber nachdenkst solltest du dein Leben genießen, großartigen Sex haben, dich für den Planeten einsetzen und Slayer hören!

Danke für das Interview!

Interview: Markus Seibel

Powermetal.de / February 2011

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16.02.2011

MOONSORROW: Über das Ende der Welt

"Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ist eine Großtat! Grund genug, Bassist Ville Sorvali für ein Interview zu schnappen.
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Es ist schlicht genauso großartig, wie der Titel sperrig ist: Mit "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" haben die Finnen von MOONSORROW ein echtes Highlight des jungen Jahres abgeliefert. Unendliche Soundwände, große Epik und eine markerschütternde Geschichte verbinden sich zu einer echte Großtat. Umso wichtiger, Bassist Ville Sorvali zum Interview zu schnappen. Und Erstaunliches über seine Liebe zu CELTIC FROST, dümmlichen Metaljournalisten, Weltreligionen und ganz allgemein über das Ende der Welt zu erfahren...



Wie geht’s? Wie fühlt es sich zur Zeit an, ein Mitglied von MOONSORROW zu sein?

Absolut großartig! Wir haben definitiv das beste Album bislang veröffentlicht und ich bin verdammt nochmal zufrieden. Es ist also eine große Freude, zur Zeit in dieser Band zu sein.

Ich mag das neue Album sehr gerne. Es ist sehr dunkel und heavy geraten, vielleicht sogar das schwärzeste MOONSORROW-Album überhaupt – was meinst du dazu?

Ja, ich stimme dir zu. Wir wussten schon zu Beginn, dass es heavy werden würde, aber wir letztendlich doch überrascht, wie heavy es dann wurde.

Gibt es dafür einen besonderen Grund?

Hm, als wir angefangen haben, Songs für das Album zu schreiben, hatten wir schon das Konzept des Albums, eine Art Welt nach dem Ende der Welt – es musste also heavy werden. Wir planen nie exakt, wie die Musik klingen soll. Es entsteht während dem Spielen – und überrascht uns am Ende.

Du hast das Konzept des Albums erwähnt – kannst du etwas darüber erzählen?

Das letzte Full-Length-Album "V: Hävitetty" handelte vom Ende der Welt. Dieses Album setzt in der Zeit nach dem Ende der Welt ein und stellt die Frage, was die letzten, wenigen Überlebenden tun.

Ist es dann eher ein spirituelles Konzept oder behandelt es fiktive Geschehen nach der Apokalypse?

Aus dem Album geht nicht direkt hervor, wie die Welt genau zerstört wurde. Aber es schon eine Art Science-Fiction-Geschichte, die wahr sein oder werden könnte. Darüberhinaus gibt es aber natürlich auch eine spirituelle Ebene.

Wie habt ihr dieses Konzept erarbeitet? Vielleicht kannst du auch etwas über die Einflüsse erzählen?

Grundsätzlich war es erst einmal eine Geschichte, die ich geschrieben habe. Ein Haupteinfluss ist sicherlich der Blick auf unsere gegenwärtige Welt gewesen, denn es sieht wirklich danach aus, als würde die Welt bald untergehen – und da ist es leicht zu fantasieren, was danach passieren kann.

Hast du einen persönlichen Plan für diese Zeit – es klingt ja ziemlich brisant, wenn du sagst, dass die Erde bald untergehen wird... Oder stellst du dir eine Art Utopia vor?

Nein, nicht wirklich. Wenn du mich fragst, ob ich einen Überlebensplan für die Zeit nach dem Ende der Welt habe... ich weiß nicht, wann das Ende kommt. Und wenn es kommt, bin ich wahrscheinlich tot. Sollte ich es aber er- und überleben... dann werde ich sicherlich eine Möglichkeit finden, weiterzuleben (lacht). Ich habe keine große Angst davor, denn wenn es passiert, dann passiert es.



Das Christentum ist ein sehr wichtiges Thema für MOONSORROW. Ihr seht es ja als eine Art Aufgabe, eure finnischen Landsleute daran zu erinnern, dass sie ihre eigenen Wurzeln abseits dieses Glaubens haben. Beschäftigt ihr euch auf dem neuen Album mit dem Christentum?

Nicht so sehr, nein. Es ist schon wahr, dass wir die Menschen auf der ganzen Welt auf ihre Wurzeln hinweisen wollen. Dass es eine Menge intellektuelle und spirituelle Wurzeln in jedem Teil der Erde gab, bevor die großen Religionen wie das Christentum, der Islam oder das Judentum auf der Bildfläche erschienen. Aber ganz im Allgemeinen wollen wir gegen die Unterdrückung der Menschheit kämpfen, denn diese Religionen haben die Menschen schon eine lange Zeit manipuliert und beeinflusst. Alles mit der Angst vor dem Tod.

Versucht ihr mit euren Texten, die Menschen zu beeinflussen?

Nur im Hinblick darauf, sie aufzuwecken und ihnen zu einer neuen Sicht zu helfen. Ich habe nichts gegen Christen. Denn ich weiß, dass Religion vielen Menschen helfen kann, weiterzumachen. Aber es sollte nicht so viele unnötige Restriktionen geben.

Versucht ihr das dann auch im Hinblick auf gegenwärtige Politik – obwohl es da ja eher alltäglich als spirituell ist.

Persönlich ärgere ich mich sehr über die Politik. Aber die Band hat mit Politik überhaupt nichts zu tun. Dennoch hat jeder in der Band seine Meinung eigene und wir stimmen in vielen Punkten überein.

Habt ihr nach den dümmlichen Vorwürfen, die 2008 im Zuge einer der Paganfest-Touren von dem "Institut" Bifff geschürt wurden, vielleicht auch Angst, euch politisch zu äußern?

Ja, das ist sicherlich einer der Gründe, warum wir genau abwägen, was wir sagen in dieser Hinsicht. Wobei diese Geschichte ja noch nicht mal etwas politisches anhaftete, denn niemand von uns hat sich je in irgendeine Art geäußert! Da ging es ja nur um die Verwendung von Runen. Das Verrückte ist ja, dass ich mich wirklich sehr weit im linken Spektrum sehen würde und total gegen alles faschistische bin. Aber gerade in Deutschland passe ich auf, was ich sage, denn dort gibt es viele Menschen, die sehr gerne missverstehen, was man eigentlich meint.

In Deutschland gibt es aufgrund der eigenen Geschichte halt diese große Sensibilität, was solche Dinge angeht...

Ja, das ist auch irgendwie verständlich, denn diese Dinge sind ja gar nicht so lange her und das Ende des Weltkrieges liegt auch erst 65 Jahre zurück. Da ist es natürlich, dass man sich derart erinnert. Aber gerade die jüngere Generation sollte beginnen, zu vergessen – denn es ist nicht euer Fehler!

Den Blick in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit lenken?

Ja, genau. Natürlich sollte man sich die Geschichte immer gewahr halten, damit niemals wieder so ein Fehler begangen wird.

Finnland ist eine relativ junge Nation. Beeinflusst das die Kultur deiner Heimat?

Ja, ich denke schon. Selbst heutzutage ist es vielen Menschen hier wichtig, dass sie aus Finnland kommen. Gerade im Hinblick auf Russland und Schweden. Denn diese Nationen hatten Finnland eine lange Zeit unter ihrer Kontrolle. Es wichtig, unabhängig zu sein.

Greift ihr das in eurer Kunst auch auf?

Unser Konzept basiert mehr auf der Kultur und den Menschen dieser Gegend bevor sie überhaupt "finnisch" genannt wurden. Dennoch sind wir froh, in einer unabhängigen Nation zu leben. Aber unser Blick geht weit zurück in die Vergangenheit. Vor tausenden Jahren waren hier nur Stämme unterwegs. Aber sie hatten ähnliche Kulte.

Die Natur Finnlands hat mich bei meinen Aufenthalten sehr beeindruckt. Zuletzt die Wanderungen über zugefrorene Seen, durch weiße Wälder, knirschenden Schnee... und das erkenne ich in der Musik von MOONSORROW wieder. Was an Finnland liebst du besonders?

Ich mag wirklich alles hier. Gerade in Südfinnland, wo ich lebe, gibt es eine große Landschaft, die sehr ähnlich aussieht. Wenn man eine andere Region sehen möchte, muss man sich ziemlich weit aus der Hauptstadt bewegen. Hier ist es sehr flach und man muss wirklich weit wandern, um so etwas wie Hügel zu finden (lacht). Aber ich mag ganz Finnland, die Natur ist wirklich wundervoll. In Helsinki haben wir das Glück, selbst mitten in der Stadt wilde Wälder zu haben. Als Beispiel: Ich wohne etwa 7 Kilometer vom Stadtkern entfernt und wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich Wald.



Ihr habt MOONSORROW vor vielen Jahren gegründet...

...ja, es war 1995. Uns gibt es nun seit 16 Jahren. Das ist eine lange Zeit...

...wie fühlt es sich an, auf diese 16 Jahre voller Musik zurückzublicken?

Als es begann, kannten Henri und ich uns schon seit einigen Jahren. Wir haben Demos zusammengemacht, bevor wir die Band gegründet haben. Wir dachten nicht mal darüber nach, eine Band zu gründen. Aber auf keinen Fall haben wir damals erwartet, soweit zu kommen, wie wir jetzt sind. Aber verschiedene Dinge kamen zusammen und es war einfach eine gute Reise bislang. Und ich hoffe natürlich, dass es noch 16 Jahre lang weitergehen wird... Es ist einfach ein großer Teil in meinem Leben und insgesamt habe ich mehr als die Hälfte meines Lebens in die Band investiert.

Euer gegenwärtiges Line-Up existiert nun seit 2000. Das ist eine ganz schön lange Zeit, die für das Musikbusiness relativ ungewöhnlich ist. Kannst du dir erklären, warum es derart konstant ist?

Einfache und klare Antwort: Nein. Aber im Ernst: Ich denke, dass wir alle fünf eine sehr ähnliche Mentalität haben und die Band für jeden sehr wichtig ist. Wir sind auch außerhalb der Band befreundet, gehen miteinander weg und kennen uns schon sehr lange.

Also ist diese große Freundschaft der Grund. Ist es da nicht hart, sich auch manchmal als Geschäftspartner gegenüber zu stehen? Denn ich denke, dass MOONSORROW sicherlich auch diese Perspektive beinhaltet.

Ja, das stimmt. Manchmal ist es hart und, ja, manchmal hatten wir schwere Kämpfe in der Band. Aber so muss es auch sein in einer guten Freundschaft. Man muss Kompromisse finden und genau darum geht es. Ich vertraue keinem Menschen, der zu allem "Ja!" sagt.

Eine schwere und unfaire Frage, aber was würdest du im Falle des Falles bevorzugen: die Band oder die Freundschaft?

Hm, wenn ich wirklich zwischen diesen beiden Möglichkeiten wählen müsste, dann würde ich die Freundschaft bevorzugen. Und würde sich die Band auflösen, wünsche ich mir von Herzen, dass ich mit den Jungs befreundet bleiben kann. Denn Freundschaft ist einfach eine der wichtigsten Dinge im Leben.

Stammt diese Sichtweise aus der Metalszene, ist das vielleicht eine Metalattitüde?

Ich bin mir nicht sicher. Es gibt zwar einige Bands in der Szene, die mehr auf der Freundschaft als auf dem Geschäft basieren. Aber natürlich gibt es auch einige Bands, die sich nicht auf dieser Ebene verstehen. Das ist auch überhaupt gar kein Problem und liegt in jedermanns eigener Entscheidung. Es gibt auch diese Fälle, in denen Bands, in denen nur Freunde sind, einfach nicht funktionieren.

Okay, kommen wir zurück zum neuen Album. Was bedeutet der Titel "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa"?

Er heißt soviel wie "Als Schatten wandern wir durch das Land des Todes".

Ist das Album dann auch von Zombiestreifen wie "Land Of The Dead" inspiriert?

(Lacht) Nein, nicht wirklich. Das Land der Toten hat zwei Lesarten auf dem Album: Auf der einen Seite geht es um das, was nach dem Tode kommt, wohin die Toten gehen. Auf der anderen Seite geht es um diese Welt, um das, was bleibt, wenn ansonsten alles stirbt. Denn dann wird es wirklich zum Land der Toten.



Da gibt es diesen einsamen Wanderer, der durch Schnee und Eis wandert – und am Ende schreit?

Ja, in Zwischenstücken wird die Geschichte erzählt, es verbindet die Metalsongs. Im ersten Interlude gibt es noch einige Menschen, im zweiten sind es schon weniger und am Schluss ist es nur noch eine Person. Die Menschen sterben also über das Album hinweg. Der am Schluss verbliebene bringt sich dann selbst um. Das wird im letzten Song beschrieben. Er widmet den Tod all jenen, die vor ihm gegangen sind.

Das Konzept erinnert mich an die Gedankenwelten von Tom Gabriel (CELTIC FROST, TRIPTYKON, HELLHAMMER) – gibt es da eine Verbindung?

Ich weiß nicht, ob es da eine Verbindung gibt, aber Tom Gabriel ist ein großes Vorbild für mich und ich bin ein Fan von ihm und allem, was er tut. Außer "Cold Lake" (lacht – und spielt auf das kontroverse Album von 1988 an – JR) (kontrovers? Das ist tatsächlich einfach schlecht. Findet auch Tom. - PK). Wahrscheinlich gibt es die Einflüsse schon, aber auf einem sehr unterbewussten Level.

Hast du ihn mal getroffen?

Ja, ich habe ihn einmal getroffen. Aber leider nur für einen kurzen Moment auf einem Festival.

Mich hat vor allem 'Kuolleiden Maa', der letzte Song des Albums, überrascht, da dort ein neues MOONSORROW-Konzept mit Post-Black-Metal-Einflüsse zu hören ist. Wie kam es dazu?

Ja, das stimmt. Ich denke, dass die meisten Bandmitglieder Post-Irgendwas überhaupt nicht mögen, aber wir finden diesen Song trotzdem toll. Und er ist vielleicht sogar ein Favorit von uns. Wir wollten etwas ausprobieren, da es uns wichtig ist, stets nach vorne zu schreiten. Nichts ist schlimmer, als das vorhergehende Album zu wiederholen.

Habt ihr das Album wieder in den Tiko-Tiko-Studios aufgenommen?

Nein, dieses Mal nicht. Es ist weit im Norden und wir waren zu faul, da hinzufahren (lacht). Aber wir waren dort, um das Album mischen zu lassen. Wir mögen die Art Arbeit dort einfach – und aus Gründen der Tradition natürlich. Tatsächlich haben wir drei Studios für die Recordings genutzt. Drums und Schlagzeug haben wir zusammen und live aufgenommen, für die Gitarren und Keyboards waren wir in den Sonic Pump Studios und für den Gesang sind wir mitten in die Wälder in eine Hütte gefahren, wo wir unser mobiles Studio dabei hatten.

Oh, schön, mit Sauna und so weiter?

Ja, Sauna jede Nacht und eine wirklich gute Zeit! Das Gute für dieses Konzept war, dass wir mitten in der Natur waren. Das gibt dem Gesang und der ganzen Arbeit einen enormen Schub.

Der Sound des Albums ist ja relativ hart und rau geworden. Ist es ein Statement gegen modernen Metalproduktionen?

Auf eine gewisse Art schon. Niemand von uns mag diese modernen Produktionen. Wir präferieren einen eher ursprünglichen Sound, natürlicher. Aber dennoch kommt es auch auf die Musik an, die man spielt. Eine Band wie MESHUGGAH würde mit unserem Sound nie funktionieren. Unsere Musik kommt mit diesem natürlichen Gewand viel besser rüber.

Ich denke, dass die Kombination aus dem Songwriting, den Gesängen, den Folk-Elementen eben mit genau diesem Sound diese tolle Atmosphäre auf dem Album ausmachen.

Ja, danke, das freut mich wirklich. Ich denke, nein, ich weiß, dass wir damit die beste Produktion in unserer Bandgeschichte erreicht haben. Und das, obwohl ich alle unsere Alben mag. Aber dieses Mal haben wir einfach genau das gefunden, was wir von vornherein geplant hatten.



Lass uns über deine persönlichen Einflüsse reden. Magst du Bands aus der Gegenwart oder denkst du, dass die beste Musik in den Neunzigern gemacht wurde – oder in den Achtzigern?

Nein, auf gar keinen Fall! Ich würde ja zugeben, dass ich alt bin, wenn ich feststellen würde, dass jede gute Musik mittlerweile schon gemacht wurde. Nein, es gibt wirklich viel gute Musik, auch und gerade in unserer Zeit werden tolle Alben veröffentlicht. Gerade erst im vorherigen Jahr hat mich beispielsweise das neue TRYPTIKON-Album beeindruckt. Das erhält meinen Glauben an Musik, denn diese atemberaubenden Alben zeigen, dass immer noch sogenannte Klassiker veröffentlicht werden.

Wie sieht es bei dir mit finnischen Bands aus – gibt es da auch welche, die dich faszinieren?

Ja, ich mag viele finnische Bands! Ich bin beispielsweise ein großer Fan von SWALLOW THE SUN. Und viele weitere... ich kann jetzt gar keine Liste erstellen, da ich im Moment keinen Zugriff auf meine Musiksammlung habe, und so würde ich wahrscheinlich etwas wichtiges vergessen (lacht).

Was würdest du sagen, ist dein musikalischer Haupteinfluss? Wenn du dich daran erinnerst, als du dein erstes Instrument in die Hand genommen hast – was hat dich da motiviert?

Puh, als ich mein erstes Instrument in die Hand nahm, war ich etwa 13 Jahre alt. Damals war mein Haupteinfluss wohl METALLICA – das wird niemanden überraschen, der um das Jahr 1980 herum geboren wurde. Ich denke, dass METALLICA der größte Einfluss für die Hälfte unserer Generation war (lacht).

Ihr habt mit dem Cover von 'For Whom The Bell tolls' auch eine Art Tribut an die Band eingespielt...

…ja, das war schon interessant, denn Henri schrieb dieses Arrangement für den Song, einfach, um irgendetwas zu tun. Ich hörte es und es beeindruckte mich tief. Es ist einfach brillant. Das war genau die Art und Weise, wie ein MOONSORROW-Cover von diesem Song zu machen war. Aber natürlich ist es auch unser Tribut an die Band, denn wir wuchsen alle mit diesem Sound auf. Dennoch ist der Hauptgrund für dieses Cover, dass wir es schafften, es nach uns klingen zu lassen.

Du bist nun schon wirklich lange im Musikbusiness – kannst du selbst überhaupt noch ein Fan sein oder ist es eigentlich nicht mehr möglich, da du so gut wie alles, was mit diesem Geschäft zu tun hat, schon gesehen hast?

Ja, kann ich und werde es auch immer sein – bis zum Ende meines Lebens. Und zwar mehr, als ich Musiker bin.

Wie kann das funktionieren?

Ich weiß nicht recht... Es ist einfach ein unglaublich wichtiger Teil meines Lebens. Ich bin damit aufgewachsen. Eines der ersten Dinge, an die ich mich erinnern kann, ist, dass ich Musik höre.

Kannst du dich daran erinnern, was es war?

Also das erste Album, das ich namentlich nennen kann, ist das erste Album von KING CRIMSON.

Wow, deine Eltern haben einen guten Musikgeschmack!

Oh ja, absolut. Mein Vater hat eine große Musiksammlung. Sein Geschmack bezieht sich vor allem auf die Sechziger und Siebziger. Er hat eine Menge Progressive Rock und Sachen wie BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN – damit bin ich auch aufgewachsen und habe es zu lieben gelernt.

Liegt darin auch die Faszination für Konzeptalben? Denn in der Zeit wurden ja große Alben veröffentlicht...

Ja, ich denke, dass das durchaus ein wichtiger Einfluss ist. Wir lieben alle diese großartigen Alben mit den vielfältigen Konzeptionen und Kontexten. Es ist nicht nur wichtig, gute Songs zu machen. Es geht auch darum etwas zu schaffen, das man von vorne bis hinten hören möchte. Mit einem großen Bogen.

Was habt ihr für Instrumente auf dem Album verwendet?

Neben den klassischen elektronischen Gitarren und dem Schlagzeug haben wir cleane Gitarren verwendet, Mandolinen, eine Violine, gespielt von TURISAS, es ist uns wichtig, auch andere Einflüsse neben Rockinstrumenten einzubauen.

Neben MOONSORROW habt ihr ja auch LAKUPAAVI, eine Art Spaßprojekt. Ist es wichtig, neben der ernsten Band auch etwas zu haben, wo man sich einfach austoben kann?

MOONSORROW ist uns wirklich sehr, sehr wichtig und wir nehmen das richtig ernst. Deshalb ist es schon gut, etwas anderes nebenbei zu haben, wo das nicht der Fall ist. Aber wir nehmen uns selbst bei weitem nicht so ernst wie die Band. Ich denke, dass das niemand tun sollte, und jeder in der Lage sein sollte, über sich selbst lachen zu können.

Plant ihr, auch in der Zukunft Musik mit LAKUPAAVI zu machen?

Wenn wir die Zeit dazu haben, auf jeden Fall. Es ist einfach eine gute Therapie, all die Restriktionen, Regeln und Einschränkungen ignorieren zu können. Einfach das machen zu können, was einem in den Sinn kommt.



Ihr habt mit genau dieser Band ja mal den Promo-Gag gemacht, dass ihr MOONSORROW auflösen und nur noch solche Musik machen wollt. Das hat die Metal-Journaille sehr dankbar aufgenommen – was denkst du von den heutigen Metal-Journaillisten: Kannst du sie überhaupt noch ernst nehmen?

Doch, man kann sie auf jeden Fall ernst nehmen, denn es gibt überall gute Schreiber. Ein gewisses Problem ist, dass in Zeiten des Internets jeder die Möglichkeit hat, ein Fanzine zu machen und über alles zu schreiben. Die Menschen sind oft zu hastig und checken die Fakten nicht, bevor sie etwas schreiben. Ich mache das dagegen immer (Ville arbeitete für das finnische Metalmagazin "Inferno" – JR). Aber das ist das Problem, warum es soviel falsche Informationen da draußen gibt. Aber es ärgert mich eigentlich nicht. Über unser neues Album gibt es auch schon falsche Informationen: Zum Beispiel, dass es einen Track gibt, der eine halbe Stunde lang ist. Das ist natürlich völliger Unsinn – aber ich mache mir doch nicht die Mühe, das zu korrigieren. Lass es die Leute doch glauben, wenn sie wollen. Spätestens, wenn sie das Album zum ersten Mal hören, werden sie merken, dass da natürlich kein solcher Track drauf ist (lacht).

Was ist das dümmste Gerücht, das es über euch gibt?

Hm, das nervigste war wohl diese Nazigeschichte. Aber das auch das Einzige, was mich wirklich geärgert hat. Alles andere, was da draußen so herumschwirrt, bewegt mich überhaupt nicht. Wenn die Leute solche Fehlinformationen glauben, sind sie einfach nicht sonderlich daran interessiert, sich wirklich mit der Band zu beschäftigen.

Musstest du dir diese Gelassenheit erst erarbeiten oder sind das deine Gedanken von Anfang an?

Nein, ich musste es natürlich lernen. Wenn man jünger ist, dann nimmt man sich doch automatisch ernst. Du kümmerst dich darum, was andere Leute über dich denken und so. Ja, es kam mit dem Alter, denn heutzutage bin ich wirklich gegenüber allem sehr gelassen. Wenn Leute irgendeinen Mist über mich oder meine Musik erzählen – lass sie reden! Denn das wird mich nicht umbringen (lacht). Nur diese Nazigeschichte musste korrigiert werden, denn sie hatte das Potential, die Band und vor allem die Geschäftsseite der Band zu beeinflussen. Wäre das nicht ausdrücklich ausgeräumt worden, wären vielleicht Shows abgesagt worden – oder ähnliches.

Wie wichtig ist dir dann aber der Kontakt zu den Fans? In eurem Forum antwortet ihr auf Fragen von Usern, ist das eine gute Ebene zum Austausch?

Ja, und es sollte wichtig für jeden sein, der Musik macht, ganz unabhängig von der Größe oder dem Bekanntheitsgrad der Band. Selbst wenn du eine Demoband hast, die gerade mal 20 Demos verkauft, ist es wichtig, den Kontakt zu den Leuten zu suchen. Denn das sind die Leute, die später die Alben kaufen. Aber es ist wichtig eine Grenze zu ziehen: Die Band auf der einen und ich als Person auf der anderen Seite. Über die eine rede ich gerne, die andere ist meine Sache. Aber Fragen über meine Musik beantworte ich natürlich gerne.

Was bedeutet Live spielen für dich?

Ich denke, dass es eigentlich nur darum geht. Bands sollen live spielen und Alben nur dafür machen, um neues Material zu kreieren. Bands, die nur Alben machen und nie live spielen, sind für mich einfach langweilig. Klar, es funktioniert bei ein paar besonderen Bands wie beispielsweise DARKTHRONE. Gerade bei denen ist es so, dass ich sie niemals live sehen wollte, denn die Magie ist auf den Alben.

Kommen wir nun zu meiner letzten Frage: Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Oh, so weit planen wir nie voraus. Zur Zeit sind eine Tour und ein paar Festivalauftritte geplant. Was danach passiert – wir werden uns überraschen lassen (lacht). Wir versuchen einfach so viele Shows wie möglich zu spielen und zu so vielen Orten wie möglich, die wir noch nicht kennen, zu kommen.

Irgendwelche letzten Worte?

Normalerweise habe ich keine extrem weisen letzten Worte zu sagen... Ich habe sowieso schon sehr viel geredet (lacht).

Julian Rohrer

Powermetal.de / March 2002

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24.03.2002

Mit ihrem aktuellen Album "Voimasta Ja Kunniasta" haben die Nordlandkrieger von MOONSORROW ein ganz famoses Werk hingelegt, wie man meiner Rezension hoffentlich entnehmen kann. Also kam ich eigentlich kaum umhin, mich ein wenig mit den Heathen-Metallern zu unterhalten. Während bislang immer Lead Vocalist Ville Interviews bearbeitet hat, wurden meine via Mail gesandten Fragen diesmal vom Meister Henri selbst beantwortet. Nahezu vier Stunden Zeit hat er sich dafür genommen, entsprechend umfangreich ist dieses Interview geworden. Aber lasst euch vom Umfang nicht abschrecken, die Antworten sind den Zeitaufwand des Lesens wert!

Andreas:
Hail and well met, warrior of the northern twilight! [So eine richtige Dosis Kriegerpathos zum Warmwerden muss hier einfach sein. Anm. d. Verf.]
Von eurem aktuellen Album war ich schwer beeindruckt, muss ich sagen.
Ich wundere mich etwas - bemessen an der Zeit, die MOONSORROW bereits existieren -, dass bisher praktisch keine Veröffentlichungen von euch die Aufmerksamkeit der Metal-Szene außerhalb von Finnland erregt haben - bis 2001, als gleich zwei Alben herauskamen und überdies ein remastertes Demo. Warum hat es so lange gedauert, bis das Material in dieser Form fertig gestellt war? Soweit ich weiß, existierten die Songs für "Suden Uni" bereits seit 1999. Scheint so, als hättet ihr einige Startschwierigkeiten gehabt.

Henri:
Nun, was soll ich sagen? Unser erstes offizielles Demo, "Metsä" (05/1997), war nicht gerade etwas, das wir einen Verkaufsschlager nennen könnten; also blieben wir weitesgehend unbekannt, bis wir unser zweites offizielles Tape veröffentlichten: Tämä Ikuine Talvi (01/1999). Es verkaufte sich ziemlich gut in Finnland, aber auch die Reaktion in andren Ländern war sehr gut; besonders in südlichen Ländern wie Italien oder gar Südamerika. Also denke ich mal, dass wir gar nicht so unbekannt waren zu der Zeit, wenngleich natürlich nicht gerade jeder Metalhead der Welt sich in Oden über unsre Größe und exzellente Musik erging, da sie von uns noch gar nichts gehört haben dürften, hehe.
Dann, im März 1999, bekamen wir einen Deal mit Plasmatica angeboten und die erste Scheibe in voller Länge wurde im Februar 2000 aufgenommen. Das einzige "Startproblem" war die Tatsache, dass Carlos von Plasmatica Records das Album nicht vor April 2001 rausbringen konnte. Nebenbei bemerkt, hat er es kaum promotet und auch die Verteilung dieser einzigen Pressung von 1000 Stück war echt beschissen. Nachdem wir unser Lager bei Spikefarm aufschlugen, lief alles ausgezeichnet. Sie haben uns sehr gut behandelt, zum Beispiel mit viel Werbung, völliger Freiheit, die Musik oder Albumcover etc. betreffend. Jetzt können wir uns endlich auch mit andren Bands vergleichen, gewissermaßen. Nun ja, die Zeit wird zeigen, wie "bekannt" wir werden werden. Zumindest die finnische Zuhörerschaft hat das neue Album sehr begierig aufgenommen.

Andreas:
Du mischt ja auch bei FINNTROLL mit, die derzeit doch weitaus bekannter sind, obwohl MOONSORROW schon länger existieren. Was glaubst du, ist der Grund dafür? Und wie viel Einfluss hat deine Arbeit bei FINNTROLL auf die Kompositionen für MOONSORROW? Welche der Bands nimmt den größeren Platz in deinem Herzen ein?

Henri:
Also, ich kann mir ganz gut vorstellen, warum FINNTROLL populärer sind. Aber nebenbei bemerkt, sind sie gerade im deutschsprachigen Raum beliebter als anderswo, was zu dem Eindruck bei euch führt, sie wären überall populärer. Doch ich kann eine Ansatzerklärung aus meiner Sicht bringen, warum die Dinge so sind, wie sie sind:

1) Die Songs sind absolute Party-Musik, das Konzept zugleich bösartig und grimmig, jedoch ebenso auf ironische Weise polka-beeinflusster (oder Humppa, wenn das genehmer ist) Kram. Perfekt für jede Sauforgie sozusagen, hehe.

2) Die Songs sind drei bis fünf Minuten lang, also etwas "zuhörerfreundlicher" als Moonsorrows ausladende Stücke. Und sie - wir? - bringen auch musikalische Anteile ein, die derzeit recht "trendy" sind, und hier spreche ich von Power Metal (was ich persönlich nicht sonderlich gut leiden kann, mit Ausnahme von RHAPSODY, die einfach dermaßen "cheesy" sind, dass man sie einfach mögen muss).

3) Die Musik von FINNTROLL ist einfacher gehalten als MOONSORROWs und somit leichter zu erfassen (siehe Teil 2).

4) FINNTROLL spielen eine Menge Gigs, um sich - uns? - zu promoten. Nicht so wie MOONSORROW, die vielleicht sieben Mal im Jahr live spielen und das nur in Finnland. Aber möglicherweise wird sich das in Zukunft ändern.

Ich denke also, es ist offensichtlich, warum FINNTROLL bekannter sind. Und offen gestanden, ist mir das so auch lieber. Es ist schwieriger, in die Musik von MOONSORROW hineinzukommen, und es ist mir allemal lieber, zwei Moonsorrow-Fans zu sehen, die verstehen, worum es uns geht als zwanzig Idioten, die glauben, wir sind böse skandinavische Satanswikinger, die Christen fressen und "Musik der europäischen Kultur" spielen oder so'n Scheiß. MOONSORROW ist meine Hauptband und wird es immer sein, und das ist etwas, was den Jungs sowohl von MS als auch FT sehr wohl klar ist.
Und zu den Einflüssen: Also für mich zumindest ist es immer klar, wenn ich ein Riff schreibe, für welche Band es letztlich sein wird. Natürlich sind einige gemeinsame Elemente zu finden, wie zum Beispiel folkloristische Musik im Allgemeinen, Maultrommel, Akkordeon und all die andren Folk-Instrumente, und die Texte erzählen im Kern von der vorchristlichen Ära. Während jedoch FINNTROLL genau die böse Trollhorde ist, die bei Nacht loszieht, um Christen zu verspeisen (!) und Priester zu schlachten, während sie komplett hackedicht und voll mit Pilzen sind, geht es bei MOONSORROW um den "Mann von Ehre, Familie und Volkstum", den zornigen Krieger und Verteidiger unsres einheimischen Glaubens und unsrer Kultur, jederzeit bereit, für sein Heim zu kämpfen, jedoch ebenso bereit, zu feiern, sich auszuruhen und Met mit den Anhängern des Einäugigen [Odin/Wotan, Anm. d. Verf.] zu trinken.

Andreas:
Wie sieht es mit den Reaktionen seitens Presse und Fans bisher aus? Seid ihr mit der Resonanz ebenso zufrieden wie mit eurer Arbeit? Wieso wählt ihr eigentlich die Stil-Bezeichnung „Heathen Metal“? Die etablierteren Begriffe Pagan oder Viking Metal beschreiben die gleichen Inhalte. Gibt es dafür spezielle Gründe?

Henri:
Das ist tatsächlich eine einfache Sache: Wie du selbst bemerkt hast, werden die Begriffe „Viking Metal“ und „Pagan Metal“ heutzutage ziemlich missbraucht und entheiligt. Die meisten der Bands, die solche satanische, drittklassige Mayhem-Nepp-Musik spielten, jedermann verkündend, sie spielten True Black Metal, begannen plötzlich den selben schrecklichen Müll zu spielen, ersetzten jedoch das Wort „Satan“ durch „Odin“, änderten in jedem Song ein Riff um in die Kopie irgend eines alten nordischen Folk-Tunes und erklärten sich selbst zu True Viking Metal. [Wow, harte Worte vom Obersten Richter, hehe. Anm. d. Verf.] Und das ist mit Sicherheit nicht das, worum es im Pagan / Heathen / Viking Metal geht! Und nebenbei, barsch gesagt, denke ich, dass eine Band aus Rumänien, zum Beispiel, sich schlecht als Viking Metal ansehen kann, ebenso wenig, wie eine skandinavische Band von sich behaupten könnte, Transsilvanischen Metal zu spielen. Im Kern möchten wir uns einfach aus der Herde herausheben. Es bleibt jedem selbst überlassen, unsere Musik „Satanic Marijuana Gothic Metal“ zu nennen [Gar nicht so unkreativ. Anm. d. Verf.], wenn’s nach mir geht; doch wir selbst etikettieren uns mit „Epic Heathen Metal“ und werden das auch in Zukunft so halten. Was wir machen, ist epic, es ist heathen, um Odins Willen!, und es ist Metal!

Andreas:
Soweit ich einigen Fanreaktionen folgen konnte, gab es einiges Gemurre über die Ähnlichkeit in Struktur und Melodien des aktuellen Albums gegenüber „Suden Uni“. Was denkst du über diese Kritiker und Kritiken?

Henri:
Ja sicher ist es ähnlich, und weist du, warum? Weil es dieselbe Band ist!
Aber dennoch: Ja, ich weiß, da sind so einige Gleichheiten gegenüber dem ersten Album, doch sind diese absolut beabsichtigt. Wir benutzen die gleiche Art von Strukturierung und Melodien und werden es auch weiterhin, denn wir sind die Createure, nicht die Zuhörer, denen jederzeit freisteht, etwas anderes zu kaufen, wenn ihnen nicht zusagt, was wir kreieren. Ich kann verstehen, warum einige Leute darüber murren, aber ich denke, wir tun die Dinge einfach nach unsrer Art und daran ist nichts verkehrt. Oder was meinst du? Entsinne dich, es ist ehrenhaft, ehrlich zu sein, hehe. [Ohne meinen Kriegerstolz zu verletzen, kann ich hier als Antwort nur weise mit dem Kopf nicken, hehe. Anm. d. Verf.]

Andreas:
Welche Komponisten, Filme, Bücher oder andre Bands beeinflussen eure Arbeit am meisten? Zumindest die Maultrommel und das Händeklatschen versetzen mich irgendwie in einen Film von Sergio Leone.

Henri:
Sergio Leone? Uh, das war krank, Kumpel, hehe! Ich werde dir mal eine kurze Liste der Dinge geben, die uns beeinflussen oder auch nur verstärkt interessieren:

Filme: Braveheart (immer!) [Anm. d. Verf.: Ich frage mich ohnehin immer noch, wieso James Horners Meisterwerk den Oscar gegen den Soundtrack zu The Postman vergeigt hat], Gladiator, Conan, Herr der Ringe und alles, was man so an barbarischem „Schwert und Stahl“-Kram findet. Außerdem historische Filme und Dokumentationen im Allgemeinen.

Komponisten: Nun ja, tatsächlich eher Filmsoundtracks, aber durchaus auch Bach, Mozart, Dvorak, Pärt und Wagner. Von den Filmkomponisten Jerry Goldsmith, Danny Elfman und James Horner. [Da hat er doch glatt den Conan-Soundmagier Basil Poledouris vergessen, Schande über ihn! Anm. d. Verf.]

Bücher: Geschichtsbücher bei allen, bei einigen Fantasy (Ich mag allerdings David Eddings sehr) und Kochbücher (!), bei einigen auch noch Sci-Fi (die ich selbst immer sehr langweilig fand).

Bands: BATHORY! (Nun, war das überhaupt nötig zu erwähnen?), NORDMAN, GARMANA, KING CRIMSON, BAL-SAGOTH, SLAYER, ENSLAVED und sagen wir mal „Prog“ im Allgemeinen, da wir alle bis auf Lord Eurén große Prog-Fans sind (Ich höre zum Beispiel im Augenblick MAHAVISHNU ORCHESTRA, hehe). Und dann sind da natürlich die Zillionen anderer Bands, die die gleichen Sachen machen wie wir, aber wir sind von ihnen nicht „beeinflusst“, sondern mögen einfach, was sie tun und umgekehrt, zumeist jedenfalls. Nebenbei gesagt ist die Pagan/Viking-Szene so klein, dass nahezu jede Band die andere kennt. Wir sind zum Beispiel in Kontakt mit HERESIARH (lat), JOTUNHEIM (swe), THYRFING (swe, das neue Album ist ein Killer!), METSATÖLL (est), SHAMAN (fin), LEMPO (fin), PIMENTOLA (fin), ADHUR (spa). TURISAS (fin), WAYLANDER (ir), ENSIFERUM (fin), HELHEIM (nor) und so weiter. [Wer mehr als die Hälfte davon kennt, möge sich bitte bei mir melden, er bekommt dann einen Orden von mir an die Brust genagelt. Anm. d. Verf.]

Für mich ist die Natur zudem eine ganz wichtige Quelle (Ja, ich weiß, dass man aus einem Wald kein Riff machen kann [Der Meister übt sich in Wortspielen? Grinsende Anm. d. Verf.], aber zumindest für mich ist die Atmosphäre sehr inspirierend.) und ich verbringe gern viel Zeit dort, um Inspirationen und Emotionen aufzunehmen. Fischen ist übrigens auch ganz groß dafür!

Andreas:
Stammen die tragenden Melodien von finnischen Folk Traditionals oder sind sie in der eigenen Küche gebraut?

Henri:
Wenn du das nächste Mal ein Interview mit jemandem führst, frage ihn: „Sind diese Riffs, die ihr spielt, von einer andren Band gestohlen oder habt ihr die selbst gemacht?“ und du wirst wahrscheinlich feststellen, dass das Interview sehr schnell endet. [Anm. d. Verf.: Es gibt Menschen, die mit kritischen Fragen umgehen können, geht das Gerücht.] Nun, das ist einfach etwas, was mich ziemlich ankotzt. Wir schaffen unsre eigenen Folk-Melodien genau so, wie wir unsre eigenen Riffs machen. Und wenn eine Band eine bereits vorhandene Melodie in ihren Song einbaut, ist es entweder Diebstahl oder diese Wichser [vernehmliches Hüsteln vom Verfasser] sollten wegen [Brage – ließ sich nicht übersetzen] geopfert werden, so sieht’s aus, oder es sollte zumindest in den Credits erwähnt werden. Für mich ist das das Gleiche als würde ich plötzlich ein Riff von Morbid Angel zwischen unsren Riffs benutzen. Was soll der Scheiß? Das nennt man einen verdammten Diebstahl, soweit ich weiß. [Anm. d. Verf.: Da werden sich eine Menge Bands jetzt sehr freuen, abgesehen davon, dass es wahrscheinlichkeitstechnisch unmöglich ist, eine Melodie zu benutzen, die es noch nie gab. Max Bruch, der für mich größte Komponist von Violinenkonzerten, wird sich im Grabe umdrehen zu erfahren, dass die traditionellen Folk-Melodien in seinen Werken auf seine Minderwertigkeit und verbrecherische Aktivität hinweisen, von Brahms mal ganz zu schweigen. Gelächter von den Rängen.]

Andreas:
Was würdest du als Hauptänderungen und –entwicklungen im Vergleich zu früheren Arbeiten sehen?

Henry:
Ich behaupte, wir haben inzwischen Ahnung davon, Songs zu arrangieren. Du weißt schon, Themen und Stimmungen, Nuancen etc. verwenden. Zumindest halte ich es für sehr wichtig zu wissen, wie man einen Song gut arrangiert, sonst endet man, indem man wie CRADLE OF FILTH klingt. [Zustimmendes Gelächter vom Verfasser.] Die Songs sind auch allgemein einfach besser. Ich denke zudem, dass wir unsren eigenen Stil gefunden – siehe Frage Nummer 4 - und ihn zu neuen Sphären entwickelt haben. Wir sind älter geworden und „erwachsener“ und spielen besser als fünf Jahre zuvor. Und was noch? Ich weiß nicht recht. Das ist etwas, was ich nicht richtig beantworten kann, aber jemand, der MOONSORROWs Arbeiten lauscht, kann es. Den solltest du fragen.

Andreas:
Kann es sein, dass Mitglieder von euch aktive Rollenspieler sind oder gern zu Mittelalterfesten oder Wikingerlagern gehen? Das würde erklären, warum euer Auftreten mir so sympathisch ist [Schmunzeln].

Henri:
Es tut mir leid, dich da enttäuschen zu müssen, aber niemand von uns macht Rollenspiele – nun gut, mag sein, dass ich ein wenig Baldur’s Gate verfallen bin. Also vermute ich, du machst selbst Rollenspiele? [9 von 10 Punkten für den Kandidaten; der Verf.] Ich habe einmal einem Live-Rollenspiel (LARP?) zugesehen, fand es aber nicht besonders reizvoll. Leute, die mit komischen Schaumstoffschwertern herumwuseln und versuchen, zu schauspielern, aber letztlich schlimmer als bei „Marienhof“ enden. [Mein Gott, wie peinlich, so weit ist diese deutsche Fernseh-Unkultur verbreitet, da muss man sich ja verstecken. Anm. d. Verf.] Allerdings besuchen wir gelegentlich diese Zusammentreffen, die du erwähnt hast, die sind einfach großartig! In der Tat eine witzige Sache.
Ich erinnere mich da an gerade an etwas, das vor zwei Jahren geschah. Jemand von uns - ich weiß gerade nicht, wer – bekam aus der Lokalzeitung mit, dass da „nur fünfzehn Kilometer von uns eine Wikinger-Veranstaltung und ein Wikinger-Flohmarkt (was immer das sein soll) stattfindet“, also entschieden wir, dahin zu gehen, auch wenn es recht früh – 10 Uhr - am nächsten Samstag Morgen sein würde. Trotz unsres Katers dachten wir, wir versuchen das mal, weil es ziemlich cool klang. Baron war zuerst da, während die andren noch unterwegs waren, und plötzlich ging mein Handy. Baron war am andren Ende, klang ziemlich angepisst. „Verdammt, es ist schon irgendwie eine Wikinger-Veranstaltung, aber es sieht so aus als würde die von einer Sportgruppe namens „The Vikings“ gemacht.“ Man kann sagen, wir sind verkatert aufgewacht, nur um uns eine Sportlergruppe anzusehen, die versuchte, hausgemachte Kuchen und alte Sportkleidung zu verkaufen, um Geld für ihr Team reinzubekommen, und die nur eines mit den Wikingern gemeinsam hatte: Ihren Namen. [So Mist kommt in dem Sektor immer wieder mal vor. Ich sage nur „Barock-Fest“ in Arolsen. Gelächter. Anm. d. Verf.]

Andreas:
Wie ernst ist es euch eigentlich mit den Tugenden, die in eurer Musik und speziell euren Texten zum Ausdruck kommen? Sehnt ihr euch nach mehr Tradition und Ursprünglichkeit in der Gesellschaft? Denkt ihr, so was fehlt heutzutage?

Henri:
Ich vermute mal, die Frage ist mehr an Ville gerichtet, aber ich wird mein Bestes geben, sie zu beantworten.
Mit dem, was wir schreiben und wofür wir stehen, ist es uns 100 % ernst, und natürlich ist die heutige Gesellschaft absolut verrottet. Einige verhungern, während andere – wie ich, hehe – übergewichtig sind. Menschen leben auf der Straße, während andere geradezu in Schlössern hausen. Aber so war es ja schon immer. Die Menschen sind gleichwertig erschaffen, doch abhängig von den Umständen wälzen sich einige in Geld und andere im Dreck. Was ich vielleicht in moderner westlicher Kultur am meisten ablehne, sind diese Gier und Unehrlichkeit und die „alles-nur-für-mich“-Haltung. Ich für meinen Teil sehne mich nach alten Zeiten – alles vor dem neunzehnten Jahrhundert, offen gestanden, auch wenn dieses Christen-Ding eine Menge übler Sachen mit dem Verhalten der Menschen angestellt hat -, wo Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Beständigkeit, Loyalität und Ehre allgemeines Verhalten waren und nicht irgend eine Art verdammter „Tugenden“ wie heute. Nebenbei bemerkt, was ist der Nutzen darin, etwas als Tugend zu definieren, wenn ohnehin niemand danach strebt, diese zu erreichen? Es ist leichter, selbstsüchtig zu sein, und es ist noch einfacher, schlichtweg stupide zu sein, wie die Zeit gezeigt hat. Natürlich gab es schon immer Arschlöcher und andre Pissköppe, aber irgendwie scheint es, dass die Vermehrung dieses Menschentyps heutzutage auf ihrem Höhepunkt angelangt ist. Ich denke also, es fehlt definitiv etwas in unserer Gesellschaft. In der Tat habe ich darüber nachgedacht, mich in die Politik zu begeben, denn ich denke, es ist höchste Zeit, dass etwas getan wird, und die Dinge werden sich nicht ändern, wenn man nur zu Hause sitzt und herumjammert. Letzten Endes sind wir nicht das Produkt unserer Gesellschaft – auch wenn so Mancher dazu tendiert, das Gegenteil zu glauben; es ist immer so einfach, jemand Anderes Mist zu sehen und zu finden als den eigenen. Und so kann alles verändert werden, wenn man will, solange die Menschen ihre Augen öffnen und den Kopf aus dem Arsch gezogen bekommen. [Anm. d. Verf.: Man verzeihe mir die rüde Ausdrucksweise, aber in der Tat verwendet der Finne im Interview das deutsche Wort „Arschloch“.]

Andreas:
Und wie sieht’s mit eurer Einstellung gegenüber Traditionen, Glauben und Kultur aus; insbesondere unter Hinblick auf die Christianisierung und den Verlust ursprünglicher Kultur? Hier in Deutschland ist es nicht gern gesehen, sich offen zu deutscher Kultur und Traditionen zu bekennen; man wird entweder mitleidig belächelt oder für einen Nationalisten im negativen Sinne gehalten. Wie sieht das in Finnland aus?

Henri:
Offenbar sind die Dinge hier in Finnland ganz anders. Hier können wir offen die finnische Kultur anerkennen und natürlich ebenso frei ablehnen. Ich schätze, es ist schwieriger sich in Deutschland zu deutscher Kultur zu bekennen, weil die Leute immer zuerst an das denken, was vor 60 Jahren geschah. Was natürlich absolut stupide ist, weil ich a) stark bezweifle, dass derlei wieder geschehen könnte, weil die Leute einfach mehr Durchblick haben inzwischen, und b) die Leute, die sich gegen die Kultur-Liebhaber aussprechen, ohnehin selbst nichts zu tun hatten mit den Dingen, die geschahen. Ich meine, das ist nicht viel anders als das, was die Nazis taten, nämlich Faschismus, jemandem zu verwehren, seine eigene Kultur zu achten und zu lieben. Ich opportuniere gegen jegliche Form von Faschismus, sei es Pro-Nazis oder Anti-Nazis. Die Leute müssen ihre Ausdrucksfreiheit haben, sonst enden wir nur wieder damit, alles zu vermasseln. Ein Nationalist kann etwas Gutes sein oder etwas Schlechtes, natürlich, doch diese oben genannten Leute beweisen nur ihre Dummheit, indem sie annehmen, derlei sei grundsätzlich etwas Schlechtes. Grundsätzlich könnten wir alle ohne jeden Nationalismus eine Provinz der USA oder Sowjetunion sein, je nach geographischer Lage. Auf der andren Seite kann ich diese Arschlöcher absolut nicht ausstehen, die Fremde und Ausländer nur um der Sache willen zusammenschlagen.

Andreas:
Es ist doch recht offensichtlich und interessant, dass die meisten bekannteren Bands, die Doom, Death, Black oder Gothic Metal spielen, aus Skandinavien stammen, die meisten meiner eigenen Favoriten kommen aus Finnland. Was denkst du, ist der Grund dafür? Welche anders gerichtete Mentalität könnte dahinterstecken? Und wie steht’s mit dem Gerücht, die lange Zeit der Dämmerung und die monatelangen Winter in den nördlichsten Regionen seien die Ursache? *grins*

Henri:
Ja, die ewige Winterzeit, Polarbären, Eisdämonen – okay, die vielleicht nicht. *lacht*
Natürlich sind skandinavische Leute düsterer drauf als zum Beispiel Italiener, wegen des Klimas und der Kultur, aber die Finnen sind die düstersten von allen! Von den Norwegern wird gesagt, sie fürchteten sich selbst heute noch vor den Finnen, also zieh deine eigenen Schlüsse, hehe. Also dein *grins* ist hier schon angebracht, da es immer Persönlichkeit und Geisteshaltung hinter der Musik sind, und nicht das Klima. Das ist ganz ulkig, da diese Frage in MS-Interviews recht beliebt ist. Irgendwie fragen nicht-nordische Interviewer immer nach dem Wetter, hihi. Die Winter an sich dauern hier auch nicht länger als bis März, aber sie sind schon ziemlich extrem und wechselhaft mit reichlich Vereisungen durch den Wechsel von Regen, Schnee, Frost und so. Ja, wir Wikinger leben ein gefährliches Leben! *lacht* Es lebe das Küstenwetter.

Andreas:
Metal aller Art, aber interessanterweise gerade die härteren Stile, scheinen in Finnland weitaus akzeptierter zu sein als hier in Deutschland. Die Charts hier sind voll von kommerziellem Pop-Müll, und ich beneide euch wirklich darum, selbst Black-Metal-Bands in den Top 10 zu haben. Ist diese Akzeptanz wirklich in eurer Kultur verbreitet oder spiegeln diese Chart-Statistiken einen falschen Eindruck wider?

Henri:
Um die Wahrheit zu sagen, sähe ich lieber keine Metalbands in den Top 10. Metal hat etwas mit Rebellion zu tun, mehr eine Lebenseinstellung als nur eine andere Musikrichtung. Das ist definitiv etwas, das du niemals verstehen kannst, indem du eine Platte kaufst und jedem versicherst, du seiest nun ein „Metalhead“. Menschen, die Alben danach kaufen, was gerade „heiß“ ist, sind Leute, die meiner Ansicht nach einen kräftigen Tritt zwischen die Beine verdient haben. Wenn eine Metalband hier in die Top 10 geht, dann ist es dieser romantische Gothic-Mist, der nichts mit echtem Metal zu tun hat. [Anm. d. Verf.: Na tausend Dank auch *grinsel* - Übrigens würde ich Dimmu Borgir und Konsorten, die in Finnland durch die Top 10 hoppeln, eher weniger in die Sparte „RomantischerGothicBullshit“ drücken wollen *lach*]
Weißt du, seit wann wurde Metal von geschminkten Fummelträgern gespielt, die Rosen und Seidenlaken singen? [Da ist aber jemand schwer HIM-geschädigt. Anm. d. Verf.]
Einige „Big Seller“ wie IMMORTAL und CRADLE OF FILTH schaffen es in die Top 20, aber das war’s auch schon. Die Gesellschaft behauptet, Metalheads zu tolerieren, aber die Realität ist davon weit entfernt. Zum Beispiel: Ja, ich kann auf der Arbeit ein MARDUK-T-Shirt tragen, aber in Wirklichkeit schauen mich die all die andren Leute – die weitaus älter sind als ich mit meinen 23 Jahren – an, als hätten sie den Teufel selbst gesehen. Und unsre Nachbarn betrachten meine Freundin und mich, als hätten wir alles Leid der Welt verursacht, und jedes Mal, wenn irgendwo Lärm ist, haben wir natürlich Schuld, selbst wenn der offensichtlich hinter einer andren Tür hervorquillt.
Und ich wette, das ist etwas, wo jeder Metaller täglich durchmuss. Ich mag es auszusehen wie ein Metaller und werde so auch rumlaufen solange ich will, und vermutlich kennen wir alle diesen Ausspruch „No pain, no gain.“

Andreas:
Ich werde nun zum Ende kommen. [Wer klatscht da? *grins* Anm. d. Verf.] Verbleibt mir noch, euch über eine anstehende Tour oder Auftritte auf europäischen Festivals zu befragen. Wie sieht’s damit aus?

Henri:
Momentan sind keine Touren geplant. Es gab eine Diskussion darüber, ob wir als Aufwärmer für WINDIR auf ihrer Europatour fungieren sollen, aber dann entschied Spikefarm, dass FINNTROLL statt dessen gehen sollten, und letztlich taten selbst sie es nicht.
Ich denke, wir werden diesen Sommer einige Gigs außerhalb von Finnland spielen – zumindest Schweden und Estland könnten auf der Liste stehen – und wir haben auch mit den Pagan-Metallern von METSATÖLL darüber geredet, einige Gigs zusammen zu spielen, aber die Zeit wird zeigen, was daraus wird. Der größte Bremsfaktor ist, dass wir alle arbeitendes Volk sind, also müssten wir uns Urlaub nehmen, um auf Tour zu gehen; was nun nicht gerade einfach ist, wie man weiß. Aber eines Tages werden wir auf Tour unterwegs sein. Irgendwann.

Andreas:
Berühmte letzte Worte und Kommentare von den Nordkriegern?

Henri:
Ich danke dir für dieses sehr gute Interview! Ich habe festgestellt, dass ich nahezu vier Stunden an den Antworten gesessen habe [Fragt mich mal, wie lange die Fragenausarbeitung und die Rückübersetzung gedauert haben *g* Anm. d. Verf.], aber es war sinnvoll verbrachte Zeit. Viel Spaß wünsch ich dir beim Übersetzen ins Deutsche [Ja, den hatte ich ohne Ende, dankedankedanke. Anm. d. Verf.] Ich hoffe, meine Antworten waren nicht zu lang [Och, seit Bodenski kann mich nichts mehr erschrecken. Anm. d. Verf.] Stay heavy und für das deutsche Auditorium: Kauft das Album, esst Sauerkraut und trinkt Holsten! (Tatsächlich trinke ich kein Holsten, es ist schrecklich. Also trinkt besser, sagen wir mal, Hasseröder oder so was.) Und erinnert euch der heidnischen Vergangenheit! „HELL ODEN - HELL NORDEN!!!”

Für MOONSORROW: Henri Urponpoika Sorvali

Metal District / Autumn 2003

Link


Interview mit Ville

zu "Kivenkantaja "

Hi Ville / Moonsorrow! Erstmal Glückwunsch zum starken letzten Album. Es klingt fantastisch, wie ein Trip in nordische Sphären. Was sind die letzten News aus eurem Lager?

Hallo auch und danke für die netten Worte. Naja, Neues gibt's nicht wirklich. Wir haben kürzlich den letzten Festival-Gig für diesen Sommer absolviert und sehen jetzt alles ziemlich locker. Man sollte im Sommer eh nicht arbeiten, hehe...

Bitte stell die Band doch mal unseren Lesern vor.

MOONSORROW ist ein "epic heathen metal five-piece orchestra" aus Helsinki, Finnland. Gegründet wurde die Band 1995, und bis jetzt, 2003, haben wir 3 Full-Length Alben herausgebracht.

Wie würdest Du Eure Musik Leuten vorstellen, die noch nichts von Euch bisher gehört haben? Ein bisschen was von EINHERJER, ein paar Teile von epischen Bands wie BATHORY oder auch ENSLAVED?

Einfache Vergleiche sind bei Musik immer schwer und werden ihr meist nicht gerecht, aber du hast recht, mit Bands wie BATHORY kann man bei MOONSORROW nicht wirklich weit daneben liegen. Aber auch wenn wir eine Metalband sind, finden sich bei uns auch andere Einflüsse wieder. Wir hören viel progressiven Rock und Folk Musik, und ich denke man kann das auch teilweise gut raushören. Aber was solls, wir befassen und mit solchen Beschreibungen nicht wirklich. Es ist halt einfach epic heaten metal.

Kommen wir mal zu euren Einflüssen... Was inspiriert euch, sowohl musikalisch als auch außermusikalisch? Welchen Stellenwert haben Eure Wurzeln?

Was uns beeinflusst auf musikalischer Ebene ist eigentlich alles, was wir so hören. Aber darüber denken wir nicht so viel nach. Außermusikalisch sind vor allem Geschichte, Mythologie, die Natur und diverse Filme (Braveheart z.B.) ein großer Einfluss. Unsere Wurzeln hier haben ebenfalls ihren spezifischen Einfluss auf uns, sowohl musikalisch als auch anderweitig. Unsere Musik und die Themen die wir behandeln kommen alle aus der finnischen Natur, wir sind Finnen und wir sind auch stolz auf unseren Ursprung (aber gleich vorweg: das hat nichts mit Nazi-Zeug zu tun!!!)

Wie wichtig sind für Euch die Texte? Warum benutzt Ihr finnisch als Sprache?

Sie sind ohne Zweifel enorm wichtig, denn sie spiegeln die Bilder wieder, die von der Musik kreiert werden. Sie sind geschichten um die Musik zu stützen und sie haben alle ihre Bedeutung in Bezug auf das heidnische Konzept von MOONSORROW. Wir haben uns entschlossen Finnisch zu singen, da die Musik als auch die Themen an sich finnischen Ursprungs sind und wir einfach damit zu unseren Wurzeln Verbundenheit zeigen.

Die meisten Eurer Songs sind sehr lang. Wie schreibt ihr Eure Musik? Sind da ein paar Schritte die Ihr immer wieder verfolgt?

Es passiert einfach. Wir planen nie ein 14-Minuten Stück zu schreiben, aber bei dieser Art von Musik passiert es einfach dass es gegen Ende sehr episch wird.
Die Art wie ein Song entsteht lässt sich folgendermaßen beschreiben:
- Henri oder Marko nehmen ein paar ihrer Ideen auf ihrem PC auf
- Die Ideen werden der restlichen Band präsentiert, wenn wir sie mögen gehen wir zum nächsten Schritt, ansonsten beginnt alles wieder bei Nummer eins
- Henri erstellt an seinem PC eine Vorproduktion, bei der alle Musiker involviert sind, die zu dem Song Ideen beisteuern
- Die Vorproduktion wird der gesamten Band vorgestellt und bewertet
- Ich schreibe nun die Texte
- Wir proben den Song immer wieder, ändern Arrangements und so weiter
Sicher, es sieht sehr einfach aus, aber meistens brauchen wir viele Wochen oder Monate um einen Song fertig zu stellen. Manche Tracks sind sogar Monate lang vorbereitet worden, letztendlich aber dann doch wieder für nicht gut genug befunden worden...

Sind eigentlich ein paar Members von MOONSORROW auch in Side-Projekten aktiv?

Ja, eigentlich sind wir alle irgendwo mit dabei, sei es ein Side-Projekt oder nur eine einmalige Spaßsache... Die bekannteste Band ist wahrscheinlich FINNTROLL, in der Henri Keyboard spielt. Henri spielt außerdem in einer Prog-Rock Combo Namens LUOKKASOTA und in einigen natur-folk-Gruppen. Marko spielt Gitarre in einer neuen schwedischen Death Metal Band namens CHAOSBREED, er ist Drummer bei THE WICKED (Industrial Horror Metal) und natürlich auch in diversen Projekten mit von der Partie. Mitja ist Gitarrist bei THE SINKAGE (Death Metal), Lord Eurén spielt mit Marko bei den Black Metallern von GOREWINTER. Ich selbst spiele Bass bei AMORAL (progressive death metal) und Drums bei MAY WITHERS (Rock). Ich belasse es jetzt mal bei den Namen, denn jede Band zu beschreiben würde wohl Stunden dauern.

Was sind Eure Ziele mit MOONSORROW?

Die Welt zu erobern, haha. Naja, wir wollen einfach nur unsere Musik spielen und damit so viele Leute wie möglich erreichen und ansprechen. Wir wollen Alben aufnehmen, live spielen und wir werden es so lange tun wie wir Spaß daran haben.

Wie wichtig ist der Underground für Euch? Habt Ihr viele Kontakte?

Ohne Zweifel ist der Metal Underground enorm wichtig und ich würde sagen wir sind ein solider Teil davon. Wir kamen aus dem Underground und das werden wir immer im Kopf behalten. Vor allem der Support von Bands untereinander im Underground ist unglaublich wichtig!! Wir haben viele Kontakte, aber nicht mehr so viele wie noch zu Zeiten von Meat Hook Productions, dennoch pflegen wir sie. Es ist immer wichtig genügend Metal Maniacs zu kennen.

Das Internet: good or bad?

Beides. Wenn's nur um die Distribution der Musik von kleineren Bands wie uns geht, dann ist das Internet eine super Möglichkeit den Fans ein bisschen kostenlose Musik zukommen zu lassen. Komplette Alben hingegen werden von einigen Leuten einfach heruntergeladen und wir Musiker haben nichts davon, das ist die Schattenseite. Aber ich vertraue einfach auf die wirklich Fans, die sich unsere Alben wenn sie ihnen gefallen auch kaufen! Naja, aber letztendlich kann man gegen diese Entwicklung eigentlich eh kaum etwas tun.

Kommen wir mal zur finnischen Szene. Es gibt ja Bands, große Bands, die jeder kennt... aber ich denke mal da ist immer noch mehr, oder?

Natürlich, einiges mehr ist hier zu entdecken. Die finnische Szene ist sehr gut und in jeder Ecke gibt es viele kleine Bands zu entdecken die sehr talentiert sind. Der "Finnische Sound" hat viele beeinflusst und ich finde es erstaunlich, wie professionell es hier mittlerweile zu geht. Ich möchte jetzt hier keine Schleichwerbung machen, aber checkt doch einfach mal auf unserer Homepage unter www.moonsorrow.com die Linkliste zu unseren Freunden.

Welche waren die letzten 3 Alben die Du gekauft hast?

Das letzte war MASTER'S HAMMER, "Slágry" und "The Gang's All Here" von den DROPKICK MURPHYS. Zuvor glaub ich hab ich eine Kopie von SILENTIUM's "Sufferion - Hamartia Of Prudence" bekommen, eine richtig starke epic doom metal Scheibe.

Alles klar! Tausend Dank für die Zeit die Fragen zu beantworten und viel Glück weiterhin!

Thank you for supporting Moonsorrow. Keep the flame burning and the sword up
high!

Metalspheres Fanzine / January 2007

Link


Viking Metal ist Trend. Und wenn etwas zu einem Trend verkommt, dann zeigen sich dessen Ausprägungen oft in den überflüssigsten Erscheinungen. Habt ihr in letzter Zeit mal in einem der vielen Mailorder-Katalogen geblättert, wie viele Neuerscheinungen sich der episch-folkloristisch und nicht minder schwarzen Vertonung der skandinavischen Geschichte widmen? Da weder ihr noch ich die meisten davon kaufen könnt (und ganz sicher auch nicht müßt) sollte Euer Augenmerk natürlich vor allen Dingen denjenigen Bands gelten, die ihr Handwerk verstehen und es schaffen, mit ihren Songs eine eigene, kleine Welt zu erschaffen. Eine der derzeit besten Bands des Genres sind Moonsorrow, die sich seit Jahren von Album zu Album steigern und mit "Hävitetty" den vorläufigen Zenit ihres Schaffens erreicht zu haben scheinen. Woher die immense Ideenvielfalt Moonsorrows stammt und welchen Computerspielen die Jungs sich in ihrer Freizeit widmen, konnten wir in unserem pflichtbewußten Interview mit Gitarrist Mitja Harvilahti in Erfahrung bringen.


Wenn man Euer neues Album in den Händen hält, fällt als erstes auf, daß diesmal noch weniger Songs als beim letzten Mal enthalten sind...

Mitja: Die Tendenz hin zu längeren Songs ist eher eine natürliche Entwicklung als eine bewußte Entscheidung. Wir wollten schon immer epische Musik machen, aber nicht mit der Intention, überlange Songs zu schreiben. Auch als wir das neue Album geschrieben haben war dies nicht unsere Absicht, sondern eher daß wir vielleicht sechs oder sieben Songs haben würden. Genauso wenig wollten wir aber ein Album machen, das es dem Hörer einfach machen würde, und als wir angefangen haben das Material zu komponieren, haben wir gemerkt, daß es keine andere Möglichkeit gab als die Songs so lang zu gestalten. Alles andere wäre ein Kompromiss gewesen, mit dem wir nichts erreicht hätten, was wir nicht vorher schon gemacht hätten.

Außerdem scheint ihr noch mehr Bathory-Einflüsse als zuvor zu verarbeiten und werdet von Album zu Album tiefsinniger. Siehst Du das ähnlich?

Mitja: Das sehe ich ähnlich, ja. Ich mag alle Alben, die Moonsorrow gemacht haben. Ich würde es so ausdrücken, daß wir einem Pfad folgen, von dem wir nicht genau wissen, wohin er uns führt. Wir wollen mit jedem Album etwas Neues machen und holen uns deshalb auch für jedes Album Inspirationen von neuen Dingen. Es sollte natürlich immer nach Moonsorrow klingen, aber neue Komponenten im Sound sind uns schon sehr wichtig. Wenn wir eines Tages herausfinden sollten, daß wir der Welt nichts Neues mehr geben können, dann lösen wir uns auf.


Wie wichtig sind die Gefühle Haß und Stolz für Eure Musik?

Mitja: Ich würde sagen, daß "Hävitetty" unser melancholistes Album bislang ist. Als wir es geschrieben haben, hatten wir eine Menge Probleme, die sich in der Musik niedergeschlagen haben. Deshalb ist es ein wenig traurig. Unsere Musik basiert zu einem gewissen Anteil aber auch immer auf Aggression. Ich weiß nicht, ob man es als "Haß" bezeichnen sollte... wir haben auf "Hävitetty" vielmehr versucht, die Stimmung einzufangen, die beim Ende der Welt herrschen könnte.

Dazu paßt dann auch der Titel "Hävitetty"...

Mitja: Das Wort bedeutet so viel wie "Verwüstung". Das lyrische Konzept des Albums handelt von der Zerstörung der Welt, einmal aus der persönlichen Sicht und dann auch aus einer universellen Sicht.
Der erste Song ist mehr aus der persönlichen Sicht. Der Text ist ziemlich abstrakt und aus der Sicht einer einzelnen Person erzählt. Der zweiten Song ist universeller, und man kann Parallelen zur heutigen Welt ziehen. Insbesondere zu den Kriegen, die im Irak und in anderen Ländern wüten. Und zu Religionen, die Leute dazu bringen Dinge zu tun, die sie selbst nicht verstehen. Es geht um die Hilflosigkeit der Menschen bei der Zerstörung der Welt.

In einigen Eurer älteren Texte singt ihr von den "Enemies from the west". Hattet ihr bei solchen Lyrics noch nie Probleme mit schwedischen Metalheads?

Mitja: (lacht) Nein, nein, nein! Ich denke, die schwedischen Fans verstehen schon, was wir ausdrücken wollen. Das Christentum kam natürlich von Schweden und Dänemark, aber auch diese Länder hatten unter den Christen zu leiden. Von daher können sie unsere Songtexte mit Sicherheit richtig einordnen. Probleme hatten wir da bislang noch keine. Für die Schweden sind wir einfach eine Viking Metal-Band.

Seid ihr hauptsächlich an der nordischen Mythologie interessiert oder generell an mythologischen Themen?

Mitja: Nun, ich persönlich bin generell an Mythologie interessiert. Die nordische Mythologie hat aber natürlich einen besonderen Einfluß auf uns, da hier unsere Wurzeln. Wir wollen die Leute an die Kultur erinnern, die es gab, bevor das Christentum in Skandinavien und Finnland Einzug gehalten hat. Das war immer einer der zentralen Anliegen von Moonsorrow, sowohl im Bezug auf die Musik als auch auf die Lyrics.

Beeinflussen Filme, Bücher oder Landschaftsphänomene eure Arbeit am meisten?

Mitja: Ich würde sagen, daß uns die Natur am meisten beeinflußt. Aber auch die Literatur ist eine gute Quelle für unsere Inspirationen. Was Filme anbelangt, sind Henri und Marko sehr davon beeinflußt. Insbesondere von "Braveheart". Während wir unsere ersten drei Alben aufgenommen haben, haben wir im Studio quasi ununterbrochen "Braveheart" geschaut. Ich selbst arbeite zwar im Filmgeschäft als Kamera-Mann, habe dort aber nichts mit epischen Filmen zu tun, so daß ich Filme für mich selbst nicht als Einfluß zählen würde.

Gibt es auch Computerspiele, die Euch beeinflussen?

Mitja: Ja! Henri ist ein absoluter Computer-Freak. Er arbeitet auch in der Computer-Industrie und komponiert Musik für Computerspiele. Er spielt ziemlich viele Rollenspiele und momentan natürlich sehr viel "World of Warcraft".

Da sich Euer Line Up über die Jahre bis auf die Hinzunahme von neuen Musikern quasi überhaupt nicht geändert hat, könnte man vermuten, daß ihr ziemlich gute Freunde seid...

Mitja: Ja, wir sind sogar extrem gute Freunde. Ganz sicher. Wir kennen uns auch schon eine ganze Weile. Henri und Ville sind Cousins, und sie beide kennen Marko schon sehr lange. Marko wiederum ist mit unserem Keyboarder Markus befreundet seit die Beiden geboren wurden. Deshalb ist es ein sehr stabiles Line Up. Momentan hat Henri nicht allzu viel Zeit um mit uns zu spielen. Statt dessen haben wir noch einen Ersatzmann für seine Gitarrenparts, der auch ein sehr guter Freund der Band ist.

Ich finde, daß ihr mittlerweile auch sehr kompakt klingt. Ist das auch ein Ergebnis dessen, daß ihr noch immer im gleichen Line Up musiziert?

Mitja: Puh! Ich denke gar nicht mal, daß das so viel damit zu tun hat. Henri Sorvali ist derjenige von uns, der am meisten mit den Songs beschäftigt ist. Er ist für beinahe 90% der Musik verantwortlich. Marko macht noch ein bißchen was, und ich habe Einfluß auf meine Gitarrenparts. Aber Henri macht das Meiste, und er ist ein echtes Genie. Wenn Du jemals mit ihm spielen solltest, wirst Du wissen was ich meine. Man muß ihm eigentlich nur irgendein Instrument in die Hand drücken, ein Keyboard z.B., und er schreibt Dir innerhalb kürzester Zeit bessere Musik als die meisten Menschen auf der Welt jemals zustande bringen würden. Nur durch ihn ist es uns auch möglich so lange Songs zu schreiben ohne dabei an Intensität zu verlieren.


Wird es irgendwann so weit sein, daß ihr für ein Album nur noch einen einzigen Song komponiert?

Mitja: Wir haben darüber diskutiert und sind zu dem Schluß gekommen, daß wenn wir ein solches Album aufnehmen, es unser letztes Album sein wird. Ich persönlich denke, es macht wenig Sinn auf so etwas hinzusteuern. Wenn es irgendwann passiert, dann passiert es.

Ich persönlich finde es schade, daß Eure Texte in finnisch sind, obwohl der Gesang so zweifellos gut klingt. Aber gerade bei epischer Musik finde ich es wichtig, daß man die Texte mitlesen kann, so daß Bilder im Kopf entstehen können. Werden die englischen Übersetzungen wieder im Booklet der CD zu finden sein?

Mitja: Ja, wir werden sie dort wieder veröffentlichen. Das haben wir schon immer gemacht wenn ich nicht irre. Du hast die Gründe dafür schon genannt. Wenn man wie wir viel Arbeit in die Lyrics steckt, dann wäre es irgendwie blöd, wenn man sie einfach raus lassen würde. Man kann die Fans die Texte ja schlecht selbst übersetzen lassen. Obwohl... dann würden die Leute wenigstens mal richtig finnisch lernen. (lacht) Die Lyrics, die wir heute schreiben, sind aber selbst im Finnischen nur schwer zu verstehen, weil sie auf einer hohen Abstraktionsebene stattfinden.

Wie wichtig ist euch die Aufmachung eurer Alben generell?

Mitja: Eigentlich ist uns das sehr wichtig. Der Punkt ist, daß es mit den meisten unserer Coverartworks irgendwo Probleme gab. Außer beim Neuen. Ansonsten ist immer irgendwas damit passiert. Schau Dir nur mal "Kivenkantaja" an, der Stein sieht aus wie aus Plastik. Oder "Voimasta Ja Kunniasta", da ist das Coverartwork viel zu dunkel. Es ist echt schade, daß immer irgendwas nicht geklappt hat. Dieses Mal sind wir zum ersten Mal wirklich zufrieden mit dem Ergebnis.

Welche Bedeutung hat der Rabe auf dem Bild?

Mitja: Der Rabe ist eigentlich nur ein Detail. Er symbolisiert den Tod, der uns heim sucht, wenn das Ende der Welt gekommen ist. Hört sich gut an, oder? Also um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob der Rabe eine große Bedeutung hat. Aber er sieht zumindest cool aus, hehe.
Als wir das Konzept des Albums gemacht haben, war unser erster Gedanke, daß auf der einen Seite Eis und auf der anderen Seite Feuer dargestellt werden sollte. Dafür konnten wir zuerst keine zufriedenstellende Lösung finden. Jetzt haben wir es so gelöst, daß die Flammen überall reflektiert werden. Ansonsten ist das Coverartwork sehr düster, und es sieht aus, als sei die Welt leer. Die zerstörte Welt...


Laß uns über Euren Gesang sprechen. Denkt ihr, daß ihr fortan immer mit extremem Gesang weiter machen werdet oder glaubt ihr, dass ihr mittlerweile hinsichtlich Eurer Kreativität an Grenzen stoßt, so daß ihr in Zukunft vielleicht häufiger klare Gesangslinien mit Melodien einsetzen werdet?

Mitja: Das ist eine wirklich gute Frage, die ich mir auch schon sehr oft gestellt habe. Ich denke, wir werden auch weiterhin unseren rauen Gesangsstil beibehalten und einige Chöre und klare Vocals integrieren, so wie wir das auf "Hävitetty" auch gemacht haben. Es wäre sicherlich interessant mal ein Album oder einen Song zu machen, bei dem ausschließlich Chöre zu hören wären. Ich denke, wir werden einfach so weiter machen wie bisher. Wir sind damit zufrieden. Du mußt wissen, daß wir nicht so viel proben, und wenn wir dann kurz vor einem neuen Album stehen, kommt Henri manchmal mit etwas an, das neu ist und deshalb interessant klingt. Warten wir also ab, was die Zukunft bringt.
Außerdem fällt mir gerade ein, daß wir sogar einen Song haben, bei dem ausschließlich mit Clean-Gesang gearbeitet wird: "Matkan Lopussa" vom Album "Kivenkantaja". Allerdings ist das auch ein akustischer Song.

Gibt es Bands die sich ausschließlich Musik widmen, die wie "Matkan Lopussa" klingt?

Mitja: Noch eine gute Frage. Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Mich erinnert der Song immer an Musik, die von finnischen Kriegsveteranen geschrieben wurde. Die Melodie des Stücks ist sehr alt, aber sie stammt nicht aus Finnland sondern aus Rußland. Es ist ein traditioneller Song aus Rußland. Wahrscheinlich ist deswegen so schwierig, vergleichbare Bands in Finnland zu finden. (lacht) Außerdem klingt das Stück für mich irgendwie religiös. Es gibt einige christliche Songs, die solch schöne Melodien haben und von der Instrumentierung her sehr ähnlich sind. Aber davon abgesehen denke ich auch, daß der Song irgendwie einzigartig ist.

Wer ist Petra Lindberg und in welcher Band spielt sie?

Mitja: Petra Lindberg ist eine Volksmusikerin. Ich kenne sie nicht persönlich, sie ist eine Freundin von Henri. Was ich weiß ist, daß sie keinen akademischen Background hat, was insofern bemerkenswert ist, als daß die meisten Musiker in Finnland, die etwas Vergleichbares machen, dafür auf der Schule waren. Ich weiß nicht, ob sie Mitglied in irgend einer Band oder einem Chor ist. Ich glaube aber, daß sie mit einigen Folk-Bands und klassischen Bands auftritt.

Einige Leute, die Euch auf dem Party San gesehen haben, meinten, daß ihr live Probleme mit dem Klargesang hättet. Arbeitet ihr daran?

Mitja: Auf dem Party San hatten wir große technische Probleme. Das Monitoring hat nicht funktioniert, und alles was wir gehört haben war der Bass. Der wiederum war so laut, daß man sonst gar nichts gehört hat. Als ich meine cleanen Parts gesungen habe, konnte ich überhaupt gar nichts hören. Normalerweise brauche ich nichtmal Monitore zum Singen, weil ich meine Stimme kenne, aber weil der Bass so laut war, hatte ich keine Chance die richtigen Töne zu treffen. Das war natürlich scheiße! Auf der Bühne habe ich noch gedacht, das wäre okay, aber als ich es dann hinterher nochmal von Band gehört habe, klang es fürchterlich.

Im Sommer werdet ihr drei größere Festivals in Deutschland spielen. Mittlerweile müßte euer Status doch auch groß genug für eine Tour durch Deutschland sein, oder?

Mitja: 2007 wird auf jeden Fall ein sehr anstrengendes Jahr für uns. Zuerst haben wir ein Konzert in Deutschland, dann fliegen wir für eine einwöchige Tour nach Kanada. Im Februar spielen wir in Finnland, und daran schließt sich eine dreiwöchige Europa-Tour an. Außerdem stehen viele Festivals für uns an. Das ist im Prinzip das erste Mal in unserer Geschichte, daß wir viele Gigs spielen. Und wir sind glücklich darüber.

Werdet ihr auf den Konzerten auch einen der beiden neuen Songs spielen, die ja live ziemlich schwierig umzusetzen sein dürften?

Mitja: Ja, wir werden den zweiten Song spielen. Allerdings nur einen Teil davon. Ich denke, daß es auf einem Konzert nicht so viel ausmacht, wenn man den Song kürzt. Live kann man eh nicht die Intensität erzielen wie auf Scheibe. Ich glaube deshalb, daß das die beste Lösung ist. Je nachdem wo wir auftreten, wird die Version auch länger oder kürzer sein. Da müssen wir dann mal schauen, wie viel Spielzeit wir jeweils zur Verfügung haben.

Was denkst Du darüber, daß es derzeit so viele Bands gibt, die sich als Pagan Metal Bands bezeichnen ohne zu wissen was sie tun?

Mitja: Ja, so ist das nunmal, wenn etwas zum Trend wird. Natürlich ist das traurig. Jeder, der Pagan Metal macht sollte wissen was er tut. Man sollte es niemandem verübeln, daß er Musik macht, von der er glaubt, daß sie cool klingt. Aber es gibt wirklich viele Bands, die sich mit dem Heidentum brüsten und keine Ahnung davon haben. Oder von traditioneller Musik. Ich denke aber, die Fans können selbst entscheiden, wen es zu unterstützen gilt.

Da ihr ja in Helsinki lebt stellt sich die Frage, wo man Euch abends so treffen kann. Geht ihr ab und an ins Tavastia, Heavy Corner oder Hevimesta?

Mitja: Ja, natürlich. Ich lebe nur 20 Meter vom Heavy Corner weg, deshalb hänge ich da öfters rum. Im Tavastia sind manchmal ganz coole Konzerte. Im Hevimesta bin ich auch gelegentlich. Es gibt auch noch ein paar coole neue Bars in einem Stadtteil namens Kallio und in der Stadtmitte. Wenn ihr mal wieder hier sein solltet, dann testet doch mal das "Inferno" an. Ein wirklich cooler Club!

Habt ihr als Kids auch manchmal auf der Aso-Wiese neben dem Hauptbahnhof abgehongen?

Mitja: (lacht) Ja, da hingen wir früher auch ab. Aber nicht lange. Das war zu der Zeit, als wir noch Teenies waren und geklaut haben. Das war wirklich dumm! An solchen Orten treffen sich anscheinend immer die größten Freaks. Ganz ehrlich, ich kann mir wirklich keinen überflüssigeren Ort vorstellen als diesen!


Vorbereitung, Durchführung und Bearbeitung: Dennis

Metal Hammer / April 2009

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I suppose there's a longer version in the paper version of the magazine. If you have that particular issue of Metal Hammer, please contact me. Thanks!

Google Übersetzung: Ich glaube, es ist eine längere Version in der Papier-Version des Magazins. Wenn Sie diese besondere Frage der Metal Hammer haben, kontaktieren Sie mich bitte. Vielen Dank!


Moonsorrow: Interview beim Metal for Fairness Festival

Moonsorrow sind düster, schwermütig, mystisch? Von wegen! Sie führen im METAL HAMMER Interview ihren Band-Namen ad absurdum und blödeln um die Wette.
Foto:
myspace.com/moonsorrow
Moonsorrow Promo Bild
Selten, aber immerhin manchmal hat man das Glück, eine gesamte Band zum Interview zu treffen. Das Glück ereilt den Metal Hammer im Falle von Moonsorrow, die vor ihrem Headliner Gig beim “Metal for Fairness”-Festival in Wien (hier der Bericht) bester Dinge sind, pausenlos lachen und abwechselnd sich selbst oder den Interviewer verarschen.



Interessant ist die Band-interne Rollenaufteilung: Gitarrist Mitja ist der polternde Rädelsführer, Schlagzeuger Marko sein intellektueller Widerpart, Keyboarder “Lord” Eurén macht seinen Namen alle Ehre und schweigt würdig in die Runde, während Session-Gitarrist Janne laufend zynische Witze reißt – und ausgerechnet Frontschreihals Ville ist der Schüchterne und Introvertierte der Truppe.



Moonsorrow sind gut drauf und haben allen Grund dazu – immerhin ist ihnen mit ihrer letzten EP TULIMYRSKY ein außergewöhnliches Stück Musik gelungen. Eigentlich schade, so eine epische Komposition im Repertoire zu haben, die sich live kaum reproduzieren lässt. “Da kennst Du uns aber schlecht, Bürschchen,” schimpft Mitja drauflos, “natürlich spielen wir ‘Tulimyrsky’ live, das ist doch kein Problem!” Naja, das Ding dauert immerhin eine halbe Stunde – damit ist ein Moonsorrow-Gig schon zur Hälfte vorbei! “Toll, nicht? So haben die Leute genug Zeit, um unser Merch zu kaufen,” kontert Janne.



So eine clevere Geschäftsstrategie lässt erwarten, dass das nächste Album der Finnen wieder mit überlangen Songs gespickt ist. Hier allerdings brüllt die gesamte Band lauthals “Nein!”, und Marko führt aus: “Auf keinen Fall, das haben wir jetzt vorläufig ausgereizt. Das nächste Album ist zwar erst für nächsten Januar angesetzt, aber die Songs werden definitiv kürzer. Ich denke, wir werden zumindest einen Fünf-Minüter dabei haben, damit wir endlich mal ein Video drehen können.” - Janne: “Dich will da aber keiner sehen” - Marko: “Halt die Klappe.”



Ob Band-Boss und Mastermind Henri Sorvali da mitspielt? Immerhin schreibt er die gesamte Musik für Moonsorrow. Was passiert eigentlich, wenn irgendein anderes Mitglied einmal kreative Ideen hat? “Dann wird es getötet,” flüstert Ville. Und Mitja ergänzt: “Jaja, so geht’s mir ständig - ich hab wirklich oft gute Riffs, aber die landen schneller im Mistkübel, als ich bis Drei zählen kann.” Janne: “Du kannst eben nix.” Mitja: “Halt’s Maul.”



Beim abschließenden Thema werden die Finnen jedoch ungewohnt ernst. Bei der letzten Paganfest-Tour kam es zu Anschuldigungen, Moonsorrow wären eine verkappte Nazi-Truppe. Darauf angesprochen wird Mitja richtig sauer: “Oh Mann, erinner mich bloß nicht daran. Im Prinzip war das nur ein Typ, der aber Ärger für zehn gemacht hat. Wir haben diesen Blödsinn zuerst gar nicht ernst genommen - bis es zu spät war und alle Zeitungen darüber berichtet haben.” Und Marko ergänzt: “Ich wünschte, wir würden ihn eines Tages kennen lernen, damit wir das persönlich besprechen könnten. Zu unserem letzten Konzert in Berlin haben wir ihn auch eingeladen, aber er ist natürlich nicht gekommen. Was für ein Feigling!” Aber wer will sich schon mit Wikingern anlegen…?

Powermetal.de / February 2005

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02.02.2005

MOONSORROW aus Finnland wandeln auf ihrem neuen Album "Verisäkeet" geschickt zwischen den Pfaden Viking und Black Metal, erschaffen dabei eine düstere Stimmung, wie sie zum Beispiel BATHORY zu "Blood, Fire, Death"-Zeiten kreierten und stecken mit der Scheibe die gesamte Heimat-Hummpa-Konkurrenz à la FINNTROLL und ENSIFERUM mit machtvoller Dunkelheit und erhaben langen Kompositionen in die linke Hosentasche. Sänger und Bandgründer Ville Seponpoika Sorvali hat eine Menge zu erzählen...

Henri:
Hallo MOONSORROW-Jungs, hallo Ville. Erst einmal Glückwunsch zu eurem neuen Meisterwerk. Meine ersten Fragen werden sich gleich darum drehen, doch zuvor: Erzählt bitte, wie ihr euch selbst nach den Aufnahmen fühlt?

Ville:
Guten Morgen und danke dir für das Kompliment. Das Album ist jetzt erst drei Monate alt, deshalb kann ich noch nicht den nötigen Abstand dazu entwickeln. Aber ich denke, dass es bisher unser bestes Album ist, zumindest haben wir so etwas noch nie gemacht. Es ist, als ob die Band noch einmal geboren worden wäre.

Henri:
OK, dann lass uns gleich weiter über "Verisäkeet" reden. Was bedeutet denn der Titel?

Ville:
Die direkte Übersetzung lautet "Blutverse". Blut im Sinne von Blut, das durch unsere Venen fließt und Blut, das im Tod fließt.

Henri:
Und warum habt ihr euch für diesen Namen entschieden?

Ville:
Wir kamen einfach drauf, als wir nach einem passenden Titel für die Scheibe suchten. Ich denke, er fügt sich perfekt in unser Konzept ein. Wenn "Kivenkantaja" heftig war, ist "Verisäkeet" nun unversöhnlich.

Henri:
Unversöhnlich - gegen wen oder was?

Ville:
Gegen alles. Der Titel ist sehr rau, primitiv und lässt wenig Platz für Spekulationen. Dieses Mal wird das Blut wie nie zuvor fließen.

Henri:
Ok, dann ordne bitte "Verisäkeet" in die Geschichte von MOONSORROW ein. Wie wichtig war das Album für euch? Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede zu den älteren Alben?

Ville:
Zur Zeit ist es das Wichtigste, weil es das Neueste ist. Mit der Zeit wird es genauso wichtig wie jedes andere Album werden, weil sie nicht in ihrer Bedeutung miteinander verglichen werden können - oder würdest du unter deinen Kindern einen Favoriten auswählen? Ich denke, die neue Platte hat etwas von jeder unsere bisherigen Werke. Doch haben wir nicht einen direkten Nachfolger von "Kivenkantaja" gemacht, sondern uns dafür entschieden zu unseren alten Tagen zurückzukehren und zu schauen, was wir dort finden. Ich denke, dass das Album in seinem Stil mehr mit unserem ersten Demo "Metsä" gemeinsam hat als mit zum Beispiel "Voimista ja Kunniasta".

Henri:
Euer Stil auf "Verisäkeet" unterscheidet sich auch ein Stück weit von dem Material des Debüts, was ja noch etwas folkiger klang. Jetzt klingt ihr für mich wie eine finnische Ausgabe von BATHORY. Wie siehst du diese Entwicklung?

Ville:
Eine Menge Leute haben sogar festgestellt, dass wir schon immer so klingen. Aber ich weiß, was du meinst. Die Entwicklung geht in eine rauere Richtung mit weniger überproduziertem Kram und simpleren Arrangements. Es ist vielleicht nicht von uns so beabsichtigt, aber es ist eben die andere Seite von unseren Einflüssen.

Henri:
Von welcher anderen Seite sprichst du?

Ville:
Die andere Seite: Das sind einmal die deutlichen BATHORY-Einflüsse, also das epische Zeug. Aber die andere Seite sind auch die Black-Metal-Einflüsse, also die rohen Parts. Du kannst beide auf dem Album hören.

Henri:
In diesem Zusammenhang soll es kurz um BATHORY gehen. Habt ihr noch an "Verisäkeet" gearbeitet, als ihr von Quorthons Tod gehört habt? Hat das euch in irgendeiner Weise beeinflusst?

Ville:
Ja, wir hatten noch nicht sehr viel Material fertig, als wir davon hörten. Aber sein Tod könnte uns höchsten unterbewusst beeinflusst haben, nicht mehr. Wir fühlen uns nicht verantwortlich, einen "Tribute" oder so etwas für Quorthon aufzunehmen.

Henri:
Zu den Texten. Leider kann ich kein finnisch. Bitte erklärt deshalb eure Lyrics. Ich habe in meinem Review geschrieben, dass mich eure Musik an heroische Kämpfe in eurer Heimat erinnert - ist dies auch ein Aspekt in den Texten?

Ville:
Früher war dies ein Teil unserer Texte, doch diesmal haben unsere Lyrics mit nichts zu tun, das einen spezifisch historischen Hintergrund besitzt. Sie sind sehr abstrakt in jedem Sinne. Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, drehen sich um Heidentum, unser Erbe und die Allgegenwart des Todes. Die Texte sind kälter, dunkler und unsanfter als vorher.

Henri:
Inwiefern ist das "Erbe", von dem du sprichst, in dem Album verankert? Was meinst du eigentlich damit?

Ville:
Wir meinen damit unser Erbe als finnisches heidnisches Volk. Das ist immer da, überall und wenn auch nur zwischen den Zeilen. Es kommt mit uns, wo immer wir auch hingehen.

Henri:
My Lieblingstrack ist 'Haaska' - um was dreht sich dieser Song?

Ville:
Es ist der Song, der sich am deutlichsten mit dem Tod beschäftigt. Die Quintessenz ist, sich zu vergegenwärtigen, dass die Existenz auf Erden doch begrenzt, sogar sehr kurz ist. Der Tod holt uns letztendlich alle, egal was wir denken, wer wir sind. Ich weiß, dass dies irgendwie nach Klischee klingt, vielleicht ist es das sogar. Aber die Texte sind wegen ihres poetischen Untertons viel unbestimmter als diese Aussage.

Henri:
Es gibt ja gleichzeitig auch viel optimistische Stellen auf "Verisäkeet". Ist das auch euer Blick auf das Leben: Melancholisch zu sein, aber trotzdem immer zu kämpfen und dabei zu denken, dass es irgendwann eine bessere Welt gibt?!

Ville:
Auf jeden Fall. Wir sind betrübt über das, was unserem Volk passiert ist, unserer Natur und allem, dass unsere Ahnen verschlossen hielten. Aber wir können nicht aufhören zu kämpfen, im Gegenteil. Wenn wir aufgeben, ändern sich die Dinge nie.

Henri:
Was ist denn eurem Volk passiert - was genau meinst du damit?

Ville:
Die 850 Jahre alten Schäden, die das Christentum hinterlassen hat.

Henri:
Du schreibt über "kämpfen": Was wollt ihr denn genau ändern oder ist das nur ein mentaler, geistiger Kampf?

Ville:
Definitiv ein mentaler Kampf. Es gibt keinen Grund die Waffen gegen jemand zu erheben. Unsere Leute haben heidnisches Blut in ihren Venen. Wir hoffen, dass sie dies nie vergessen.

Henri:
Inwiefern habt ihr euch beim Schreiben der Songs für "Verisäkeet" von klassischen Filmsoundtracks wie "Braveheart" oder "Der Herr der Ringe" inspirieren lassen? Manche Stellen des Albums klingen wie große Hollywood-Schlachten...

Ville:
In der Tat haben wir das. Wir sind Epic-Movie-Freaks, besonders mein Bruder Henri, der auch den größten Teil der Musik schreibt.

Henri:
Welcher davon ist dein Lieblingsfilm?

Ville:
Braveheart. Ich habe den öfter als jeden anderen Film gesehen. Er ist wunderbar episch und berührend.

Henri:
Wo habt ihr denn das Album aufgenommen? Hattet ihr dabei eine gute Zeit - erzähl doch einfach mal ein paar Geschichten, wenn du magst.

Ville:
Wir haben das Album im Tico Tico Studio in Kemi aufgenommen. Dort nahmen wir schon all unsere Vorgänger-Alben auf. Wir haben dort immer Spaß mit dem Techniker Ahti "Es ist nicht mein Album" Kortelainen und mit den Thyrane-Burschen, die einfach nicht aus diesem Scheißloch rauskommen - das ist natürlich keine Beleidigung, das Städtchen ist wundervoll. Deshalb kommen wir ja am Ende immer hierhin. Die Tage verfliegen mit vielen Getränken, vielen Computerspielen und Touren zu Sehenswürdigkeiten - die sich natürlich nur auf die örtliche Bar beschränken. Der Höhepunkt ist natürlich der jährliche Speerwurf-Wettbewerb mit der Plastik-Pflanze im Hotel-Flur. Irgendwie haben wir dann, wenn wir dort weg sind, immer ein aufgenommenes Album bei uns - obwohl wir nicht wissen, wie das passiert ist.

Henri:
Zum Album-Cover: Das Motiv sieht gar nicht so episch aus wie der Sound der CD - warum habt ihr euch grade für solch ein Artwork entschieden?

Ville:
Es ist so beabsichtigt. Der Sound ist kälter, also sollte der Rest auch kälter wirken, die Texte wie auch das Cover des Albums. Es ist nicht mehr als nötig in dem Artwork zu finden und ich denke, das passt gut zum Konzept der Scheibe.

Henri:
Eure Songs auf "Verisäkeet" sind allesamt mindestens zwölf Minuten lang - mögt ihr keine kurzen Stücke?

Ville:
Es ist nicht so, dass wir kurze Songs nicht mögen - das ist einfach so passiert. Unsere Lieder brauchen Zeit um ihre Story ohne Unterbrechung zu erzählen. Diese Zeit wollen wir ihnen geben. Wenn wir merken, dass ein Stück schon sechs Minuten läuft und immer noch mehr braucht, gut, dann braucht es eben mehr.

Henri:
Aber ich denke, es könnte bei diesen epischen Längen schwer sein, ein Video eines Songs von "Verisäkeet" zu produzieren. Gibt es dafür schon Pläne für einen Film?

Ville:
Natürlich planen wir kein Video von einem dieser Songs. Es ist zu teuer verglichen mit dem Nutzen, denn niemand schaut hier wirklich Musik-Videos und erst recht niemand 14-Minuten-Dinger. Ein Film wäre zwar cool, aber ernsthaft, ich denke nie, dass wir so etwas je bezahlt bekämen. Aber wir haben immerhin schon eine Regisseur, haha.

Henri:
Wer ist der glückliche Bursche?

Ville:
Mitja Harvilahti, unser zuverlässiger Camp-Leiter.

Henri:
Eure Homepage ist inzwischen schon ganz schön alt - wann wird eine neue Seite kommen?

Ville:
Die neue Homepage wird online gehen, wenn das neue Album herauskommt. Sie wird umwerfend cool, also passt auf!

Henri:
Sind eigentlich Leute von MOONSORROW mit bei anderen Bands drin?

Ville:
Mehr oder weniger. Henri spielt bei FINNTROLL, Marko hat CHAOSBREED und Mitja ist bei SHADOW CUT. Ich bin glückerlicher zur Zeit keine andere Bands zu haben.

Henri:
Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht gerade als Musiker arbeitet. Geht ihr normalen Jobs nach?

Ville:
Es kommt darauf an, was man unter normal versteht. Henri, Marko und Markus haben aber alle reguläre Jobs, genau wie ich - ich schreibe mit beim "Inferno Magazine". Mitja macht nichts und hat deswegen nie Geld, haha.

Henri:
Ich denke mal, dass ihr nach dem Album-Release eine Tour spielt, oder?

Ville:
Ich hoffe, dass es klappt. Aber bis jetzt ist kein Vertrag unterzeichnet. Die Zeit wird es zeigen - und unser Live-Kalender auf der Website.

Henri:
Werdet ihr nach Deutschland kommen, abgesehen von dem Gig beim Party.San Open Air?!

Ville:
Hoffentlich ja, es wäre nämlich sehr cool ein paar Gigs in Deutschland zu spielen. Aber wie ich bereits sagte, es ist noch nichts auf dem Papier bestätigt außer dem Party.San-Gig. Das ist zur Zeit das einzige bestätigte Konzert bisher. {Zumindest die Live-Release-Party in Deutschland steht inzwischen fest: 25. Februar im Headbangers Ballroom, Hamburg - Anm. d. Verf.}

Henri:
Hat denn einer von euch schon auf dem Party.San gespielt? Vielleicht Henri zusammen mit FINNTROLL?

Ville:
Nein, wir haben dort noch nicht gespielt, aber wir freuen uns drauf. Henri reist nicht sehr gern, deshalb ist es sinnlos ihn zu fragen, hehe.

Henri:
Jetzt noch ein bisschen Länderkunde: Erzähle unseren Leser ein wenig von der finnischen Metalszene. Was ist euer größtes Metal-Festival im Sommer. Und auf welchen davon werdet ihr spielen?

Ville:
Das größte Metal Festival ist das Tuska Open Air Metal Festival in Helsinki, wo wir auch schon zweimal gespielt haben. Hoffentlich können wir dort dieses Jahr noch einmal auf die Bühne. Andere große Festivals mit Metal-Bands sind das Nummirock in Kauhajoki und das Ilosaarirock in Joensuu. Auch auf diesen beiden Open Airs haben wir schon gespielt. Ich hoffe, wir können so viele Sommer Festivals wie möglich mitmachen, aber noch einmal, die Bookings für die Festivals sind erst im März und April.

Henri:
Any last words?

Ville:
Cheerz an alle Leser von Powermetal.de, keep the flame burning!